Von: apa
Mit Ende August läuft die Kürbisernte in der Steiermark an, der Ertrag dürfte aber unter dem Zehnjahresschnitt liegen, sagte Landwirtschaftskammerpräsident Andreas Steinegger am Donnerstag beim Lokalaugenschein in Kalsdorf bei Graz. Genaues wisse man im September. Erwartet werde eine unterdurchschnittliche Ernte, zwischen 600 und 670 Kilogramm Kerne pro Hektar. “Wenn das so ist, sind wir schon zufrieden”, so Steinegger. Der Klimawandel mit viel Trockenheit schlage eben durch.
Zwei Hitzeperioden seien für den Ertrag herausfordernd gewesen, sagte Präsident Steinegger beim Lokalaugenschein auf den Kürbisfeldern von Landwirt Michael Konrad in Kalsdorf südlich von Graz. Sandige, schottrige Böden könnten die Feuchtigkeit nicht so halten, Regionen mit schweren Böden täten sich da leichter. Was helfe, sei das Beizen des Saatgutes, entweder auf biologische oder chemische Weise. “Da haben die Sprösslinge die benötigten zehn bis 15 Tage Schutz, um vor Schädlingen sicher zu keimen”, so der Präsident. Der Obmann der Steirischen Kürbisbauern, Franz Labugger bestätigte dies: “Wir haben das auch ohne gebeiztes Saatgut erlebt, da haben manche zweimal angebaut und dennoch kaum Ertrag gehabt.”
Zunehmend instabile Wetterverhältnisse
Sind die Ölfrüchte von einer grünen in eine gelbliche Färbung übergegangen, sind sie erntereif. Die Größe der Früchte variiert selbst im selben Feld, aber auch kleine Früchte bergen die begehrten Kerne. Kürbisbauer Michael Konrad, der einen Job beim Autozulieferer Magna aufgegeben hat, um die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen: “Ohne Leidenschaft für die Arbeit und die Landwirtschaft geht gar nichts.” Die Herausforderungen sind vielfältig – den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat erwischen (zumeist Anfang April, in früheren Jahrzehnten mit stabilerem Wetter im Mai; Anm.), genug Niederschlag zur rechten Zeit zu haben – und trockenes Wetter bei der Ernte. Wetterphänomene treten laut Konrad zunehmend kleinräumiger auf: “Wir hatten hier innerhalb einer Fläche von fünf Quadratkilometern total unterschiedliche Niederschlagsmengen.”
Die Kürbisernte laufe laut Kammer nicht mehr so ab, wie dies vielleicht die meisten Menschen noch in Bildern vor sich sehen würden – Landwirte und die Familie am Feld, die mit den bloßen Händen die Kerne aus dem Fruchtfleisch lösen. Seit Jahren sind auch hier Erntemaschinen im Einsatz. Ein vor dem Traktor vorgespanntes Gerät schiebt die Ölfrüchte in eine Reihe und trennt die Ranken von den Früchten. Ein “Igel” genanntes Rotationsgerät hinter dem Traktor spießt die Kürbisse auf und führt sie der Verarbeitung zu – zerbrechen, zerkleinern und mittels Flieh- und Rotationskräften die Stücke durch Spalten in Abständen drücken. Das Fruchtfleisch und die Schalen fallen gehäckselt durch und werden wieder am Feld verteilt, die Kerne kommen in eine Reinigungstrommel. Solche Maschinen werden etwa von Ascon in der Oststeiermark hergestellt. Über Gemeinschaften bzw. Maschinenverleih stehen sie den Landwirten dann für die Ernte zur Verfügung. Bis zu zwei Hektar pro Stunde können so abgeerntet werden.
Anbaufläche in Steiermark von 9.067 Hektar
2025 wurden in der Steiermark auf exakt 9.067 Hektar Ölkürbisse angebaut. Für einen Liter steirisches Kürbiskernöl – geschützt durch das Label g.g.A. – benötigt man 2,1 bis 2,5 Kilogramm getrocknete Kürbiskerne, der Ertrag aus 30 bis 40 der Feldfrüchte. Im Schnitt kommen von einem Hektar Feldfläche zwischen 600 und 700 Kilogramm Kerne. Die Steiermark hat einen Marktanteil in Österreich beim Kürbiskernöl von 66 Prozent. Rund 33 Prozent der Ernte der Steiermark werden exportiert, in mitteleuropäische Staaten, aber auch nach Taiwan und in die USA. Für die Bekanntheit und die Verbreitung in Taiwan sorgte übrigens ein dortiger Fernsehkoch, sagte Obmann Labugger.
Zur Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. gehören auch 36 Ölmühlen. Der Jahresverbrauch pro Kopf in Österreich an Kürbiskernöl beträgt rund 2,8 Liter – in der Steiermark liegt der Wert pro Kopf wesentlich höher: “Ein Steirer kommt mit 2,8 Liter im Jahr nicht aus”, wusste Präsident Steinegger.
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