Verbraucherverein Robin warnt vor Belastung für schutzbedürftige Haushalte

Stromkosten steigen deutlich: 22,2 Prozent in einem Jahr 

Dienstag, 18. November 2025 | 09:18 Uhr

Von: luk

Bozen – Der Verbraucherverein Robin schlägt Alarm: Die Strompreise in Italien – und damit auch in Südtirol – sind erneut kräftig gestiegen. Nach Daten der staatlichen Regulierungsbehörde ARERA erhöhten sich die jährlichen Ausgaben für schutzbedürftige Haushalte im Jahr 2025 um 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die durchschnittliche Rechnung kletterte demnach von 498,10 Euro auf 608,72 Euro.

Der aktuelle Referenzpreis im geschützten Grundversorgungssystem liegt laut ARERA bei 0,2875 Euro pro kWh, wobei knapp die Hälfte der Kosten auf die Energiebeschaffung entfällt. Für Robin zeigt der Anstieg ein strukturelles Problem: Trotz des gesetzlichen Schutzes würden die Lasten der nationalen Gasabhängigkeit und des marktgetriebenen Preissystems weiterhin auf die Haushalte abgewälzt.

Hohe Strompreise im europäischen Vergleich

Eurostat-Daten bestätigen den Trend: Italien hatte im ersten Halbjahr 2025 die dritthöchsten Stromkosten Europas, wenn die Kaufkraft berücksichtigt wird. Während die nominal teuersten Tarife in Deutschland, Belgien und Dänemark registriert wurden, sei die relative Belastung in Italien besonders hoch – auch, weil die Gaspreise europaweit gesunken sind. Nach Ansicht von Robin bleibt ein Paradoxon bestehen: Sinkende Rohstoffpreise führen nicht zu sinkenden Stromrechnungen, weil Steuern und Abgaben unverändert hoch bleiben.

Neue ARERA-Stromrechnung soll Vergleich vereinfachen

Seit 1. Juli 2025 müssen alle Anbieter ein neues Rechnungsformat verwenden. Es umfasst ein einheitliches Deckblatt, einen „Energiebon“ zur Kostenübersicht sowie einen „Angebotskasten“, der Tarifcode und Vertragsbedingungen ausweist. Ein QR-Code führt direkt zum ARERA-Vergleichsportal. Ziel ist mehr Transparenz und eine bessere Überprüfbarkeit der angewandten Tarife.

Der Verbraucherverein ermutigt Haushalte, diese neuen Elemente aktiv zu nutzen. Robin empfiehlt, mindestens einmal pro Jahr die eigenen Stromtarife zu vergleichen, da viele Angebote im freien Markt nur zwölf Monate lang gelten und danach teurer werden.

Kritik an fehlender Energieautonomie

Deutliche Kritik äußert Robin-Direktor Walther Andreaus an der Preisgestaltung in Südtirol. Trotz eines regionalen Energieüberschusses und dominierender Wasserkraft müssten Verbraucher Tarife zahlen, die so hoch seien, als würde Strom überwiegend aus Gas erzeugt. Das Autonomiestatut ermögliche eigentlich eine eigenständige Regelung der lokalen Energiepreise. Studien der Universitäten Innsbruck und Padua bescheinigen laut Robin die rechtliche Umsetzbarkeit einer regionalen Energiebehörde.

Solange der Strompreis jedoch an den Gasmarkt gekoppelt bleibe, warnt Andreaus, drohe die Energiewende zu einem leeren Schlagwort zu werden. Erneuerbare Energie müsse sich in niedrigeren Stromrechnungen widerspiegeln, nicht in steigenden Gewinnmargen der Anbieter.

Bezirk: Bozen

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