WIFO-Wirtschaftsbarometer Sommer 2019

Super Geschäftsklima im Dienstleistungssektor, leichte Verschlechterung beim Güterverkehr

Freitag, 06. September 2019 | 09:54 Uhr

Bozen – Der Dienstleistungssektor weist das beste Geschäftsklima der gesamten Südtiroler Wirtschaft auf: Fast alle Unternehmen dieses Bereiches melden für das Jahr 2019 eine zufriedenstellende Ertragslage. Im Güterverkehr hingegen hat sich die Stimmung gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Dies ergibt sich aus der Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers des Institutes für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.

Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor hat sich weiter verbessert. 94 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten heuer ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis.

Ertragslage im Dienstleistungssektor

Die Umsätze nehmen zu, auch aufgrund der gestiegenen Kundenpreise. Das Geschäftsvolumen wächst sowohl auf dem Südtiroler Markt, als auch im restlichen Italien. Die gute Marktlage spiegelt sich auch in der positiven Entwicklung der Investitionen und der Beschäftigung wider. Die befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden jedoch einen starken Kostenanstieg, vor allem bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen und im Bereich „Verlag und Kommunikation“.

Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt, dass die Ertragserwartungen vor allem im Bereich der unternehmensorientierten Dienstleistungen zuversichtlich sind – trotz steigender Konkurrenz. Im Kredit- und Versicherungssektor wird die Rentabilität zwar als „befriedigend“, aber nicht als „gut“ angesehen. Die Banken berichten von einem Anstieg der Einlagen und des Kreditvolumens, aber auch von einer Zuspitzung des Wettbewerbs, was durch das niedrige Zinsniveau verschärft wird.

Das Geschäftsklima ist auch im Transportsektor weiterhin positiv. Das Geschäftsvolumen steigt an – vor allem im Personenverkehr – zum Teil auch aufgrund von Preiserhöhungen. Dies hat sich positiv auf die Beschäftigung ausgewirkt und die Zahl der unselbständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Südtiroler Transportgewerbe ist im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent angestiegen. Allerdings klagen die Unternehmen trotz stabiler Kraftstoffpreise über gestiegene Betriebskosten. Der Güterverkehr wird darüber hinaus von den Maßnahmen zur Einschränkung des Schwerverkehrs in Tirol und vom starken Wettbewerb beeinträchtigt.

Ertragslage im Transportgewerbe

Insgesamt gehen 87 Prozent der Transportunternehmen auch 2019 von einem befriedigenden Betriebsergebnis aus, allerdings mit relevanten Unterschieden zwischen Personen- (92 Prozent) und Gütertransport (83 Prozent).

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont die Bedeutung von qualifiziertem Personal für die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Wirtschaft: „Mitarbeiter/innen mit guten Informatik- und Sprachkenntnissen sind für viele Dienstleistungsbetriebe äußerst wichtig, vor allem für innovative Unternehmen und Start-ups.“

Methodische Anmerkung

Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.

Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände

Heini Grandi, Präsident von Legacoopbund meint: „Die unternehmensorientierten Dienstleister sind zwar mit steigenden Kosten und Konkurrenz konfrontiert, ihre Wirtschaftslage ist aber gut. Die Unternehmen und Genossenschaften im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen haben hingegen Schwierigkeiten aufgrund der starken Konkurrenz, die oft zu Lasten der Qualität geht. Es müssen die Bedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen und Genossenschaften die Dienste der öffentlichen Einrichtungen optimal ergänzen können.“

Roger Hopfinger, Präsident der Sektion Transport im Unternehmerverband Südtiro, erklärt: „Der Anstieg der Betriebskosten und das Fehlen einer einheitlichen politischen Linie im Warentransport stellen große Herausforderungen dar, genauso wie die Notwendigkeit öffentlicher Investitionen in Infrastrukturen. Die Transportunternehmen leisten ihren Beitrag, indem sie in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, neue Fahrzeuge und neue Technologien investieren, die ein immer effizienteres und nachhaltigeres Logistikmanagement ermöglichen.“

Barbara Jäger, Präsidentin der Dienstleister im hds, betont: „Der Dienstleistungssektor kurbelt mit seiner Dynamik ununterbrochen die Wirtschaft in Südtirol an. Dafür sind auch die vielen guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Kompetenzen verantwortlich. Die Sprachkompetenz ist aber noch ausbaufähig.“

Elmar Morandell, Obmann der Warentransporteure im lvh, meint hingegen: „Der Preiskampf ist in unserer Branche ein großes Problem. Auf der anderen Seite steigen die Kosten. In den Preis nicht inkludiert sind beispielsweise die Staukosten, auf denen der Betrieb sitzen bleibt. Die Folge sind negative Auswirkungen auf Folgeaufträge und die Reduzierung des Tagesumsatzes. Wir kämpfen nach wie vor mit der erdrückenden Bürokratielast und den hohen Strafen bei kleinsten Fehlern.“

Von: mk

Bezirk: Bozen