Von: luk
Bozen – Der Tiefbau in Südtirol spürt die eintretende wirtschaftliche Stagnation bereits stark. Vor kurzem haben sich Martin Haller, Präsident des Wirtschaftsverbands für Handwerk und Dienstleister (lvh) und Michael Hofer, Obmann der Tiefbauunternehmer im lvh mit der Spitze des Südtiroler Gemeindenverbandes getroffen. Andreas Schatzer und Benedikt Galler, Präsident und Geschäftsführer des Gemeindenverbandes, betonten, sich im Rahmen ihres Möglichen bei den Gemeinden dafür einzusetzen, dass Ausschreibungen und Verträge auf Maß und nach Einheitspreisen gestaltet werden. Kleine und mittlere Unternehmen sollen vermehrt Zugang zu Aufträgen haben.
Die Situation für die Südtiroler Tiefbauunternehmen verschärft sich von Woche zu Woche, erklärte Michael Hofer beim Treffen mit den Verantwortlichen des Südtiroler Gemeindenverbandes. Besonders betroffen sei die Zone Unterland. Öffentliche Aufträge dürften aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen nicht eingefroren werden. Heimische kleinere und mittlere Unternehmen bräuchten Planungssicherheit und müssten ihre Arbeiten programmieren können. Maschinen, Materialien und Energie unterliege großen Preisschwankungen. Die ständigen Preisanpassungen machten das Ausführen der Arbeiten finanztechnisch kaum mehr programmierbar. Der Obmann der Tiefbauunternehmer lud den Gemeindenverband ein, die Gemeinden anzuregen, so viele Arbeiten wie möglich gestückelt auszuschreiben, damit Betriebe unterschiedlicher Größen zum Zug kommen. Sorgen machen Michael Hofer auch die Preisanpassungen beim „Decreto Aiuti“. Für Betriebe seien Preisrevisionen und ein Überblick zur Zeitgestaltung der Auszahlung notwendig.
Der Präsident des lvh Martin Haller unterstrich beim Gespräch die Notwendigkeit von Verträgen auf Maß und von Ausschreibungen nach Einheitspreisen. Das sei in diesen Zeiten unvorhergesehener Preisschwankungen die einzige wirtschaftliche Verrechnungsmöglichkeit. Der automatische Ausschluss bei ungewöhnlich niedrigen Angeboten stelle ein weiteres Problem dar. Daher bat Martin Haller die Verantwortlichen des Gemeindenverbandes, nur die notwendige Anzahl an Firmen einzuladen. Die Rückkehr zur Regelung laut Landesvergabegesetz sei notwendig.
Der Präsident des Gemeindenverbandes Andreas Schatzer erklärte, alles tun zu wollen, um die heimischen Tiefbauunternehmen zu unterstützen und erklärte die Herausforderungen der öffentlichen Hand. Es gebe Zeitverzögerungen, da die Finanzierungen der Projekte gesichert werden müssten. Immer wieder gebe es wegen Preissteigerungen die Notwendigkeit von Projektvarianten. Dabei gehe wieder wertvolle Zeit verloren. Der Geschäftsführer des Gemeindenverbandes Benedikt Galler betonte, dass die öffentlichen Körperschaften die Probleme der Tiefbauunternehmen ernstnehmen.
Martin Haller vermerkte abschließend, dass die Preisschwankungen und die Urbanistik für alle Beteiligten eine große Herausforderung sei, aber die Krise nur durch die Zusammenarbeit aller Projektpartner gemeistert werden könne: „Die Südtiroler Politik hat gesetzliche Möglichkeiten, die kleinen und mittleren Betriebe zu unterstützen und die Ausschreibungen so zu gestalten, dass die Arbeiten programmierbar werden.“
Im Bild (von links): Zoia Reiterer (Kompetenzzentrum Bau & Installation im lvh), Martin Haller (lvh-Präsident), Michael Hofer (Obmann der Tiefbauunternehmer im lvh) und Andreas Schatzer (Präsident Gemeindenverband) – Foto: lvh.apa