Kommt es zum Chaos?

Totgesparte Schule: Was passiert im September?

Samstag, 30. Mai 2020 | 07:42 Uhr

Von: bba

Bozen – Der Ruf nach Bildung und das Miesmachen der Lehrerschaft gehen hierzulande Hand in Hand. Was sich im September abspielen wird, scheint wenig Hoffnung aufkeimen zu lassen. Es werden nicht mehr Lehrpersonen eingestellt und auch nicht mehr freie Gebäude für überfüllte Schulen organisiert werden. Es scheint, dass es im Herbst keine Temperaturmessung für die Schüler- und Lehrerschaft am Morgen geben wird und die sinnvolle Maskenpflicht wird vielleicht abgeschafft. Angesichts des fehlenden Bereitstellens von finanziellen und räumlichen Ressourcen könnte es im Herbst zu einem großen Chaos kommen.

Jetzt wird mit Stundenplänen jongliert, um das vorprogrammierte Chaos abzumildern. Die Leidtragenden werden wieder Lehrer und Schüler sein, Eltern werden auf die Lehrerschaft schimpfen. Die wahren Ursachen der Problematik werden vermutlich erneut nicht im Totsparen des Bildungssystems gesucht werden. Die Schule bekommt seit Jahren Almosen, dies wurde lange von der Gesellschaft als Ganzes ignoriert. Gebetsmühlenartig wird nun vom Recht auf Bildung (Verwahrung) der Kinder und Jugendlichen gesprochen, so auch vom Unternehmerverband. Die Wirtschaft will mitmischen, doch an den wahren Ursachen der Missstände wird nicht gerührt.

Die Öffnung der Kindergärten und Schulen ist eine der Prioritäten, die aus den Treffen auf Bezirksebene des Unternehmerverbandes hervorgegangen ist. Koordiniert wurde der virtuelle Austausch vom für die Bezirke zuständigen Vizepräsidenten des Unternehmerverbandes, Heiner Oberrauch. „Wir müssen zukunftsorientiert planen, dafür tragen wir Verantwortung. So wichtig es für die Finanzierung unseres Sozialsystems war, dass die Wirtschaft wieder durchstarten konnte, so wichtig ist es nun, auch den Kindern und Jugendlichen Perspektiven und Planungssicherheit zu geben: Auch ihren Bedürfnissen muss Rechnung getragen werden. Unsere Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung. Wir alle müssen einen Beitrag leisten, damit die Bildungs- und Schultätigkeit so rasch als möglich wieder starten kann“, fasst Oberrauch zusammen.

“An folgenden zwei dringenden Maßnahmen müssen Institutionen und Sozialpartner gemeinsam arbeiten: ab sofort Kindern und Jugendlichen eine Sommerbetreuung anbieten zu können und einen gemeinsamen Plan zu erarbeiten, damit der Schulbetrieb im September wieder normal starten kann. Die Unternehmen sind bereit, ihren Beitrag zu leisten. Bozen Stadt, Bozen Land, Pustertal, Eisacktal, Burggrafenamt und Vinschgau: die Unternehmer aller unserer Bezirke wollen die vielfältige Zusammenarbeit mit den Schulen wieder aufzunehmen, angefangen beim Expertenunterricht“, so der Vizepräsident es Unternehmerverbandes.

“Viele Unternehmen haben bereits ihren Beitrag geleistet: Betriebliche Kindertagesstätten wurden wieder geöffnet, die Möglichkeit zum Smart-Working für Mütter und Väter ausgebaut, das Überleben von Vereinen durch Sponsoring und Spenden gesichert. In unseren Unternehmen arbeiten mehr als 40.000 Menschen und wir fühlen uns auch für ihre Familien verantwortlich. Wir müssen ihren Bedürfnissen eine Stimme geben”, so Oberrauch.

Der Unternehmerverband setzt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor, erklärt Präsident Federico Giudiceandrea: „Die Investition in Humankapital ist notwendig und verantwortungsvoll. Gerade im Bildungsbereich war die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen immer gewinnbringend; das duale Ausbildungssystem ist der beste Beweis dafür. Die Reform des Bildungssystems in den Mittelpunkt der politischen Agenda zu stellen, und dafür den Beitrag der gesamten Gesellschaft berücksichtigen, begonnen bei den Unternehmen, ist eine der vielen „intelligenten Verbindungen“, die es in diesem Moment braucht.“

 

Bezirk: Bozen