Von: mk
Bozen – Das österreichische Verkehrsministerium hat kürzlich grünes Licht für Lkw-Fahrverbote an zehn Samstagen in der Winterreisezeit gegeben. Was die Tiroler als Entlastung bezeichnen, ist für Südtirols Frächter ein äußerst asozialer Schachzug.
Nach der Einführung von Samstagsfahrverboten für Transit-Lkws auf der Inntal- und der Brennerautobahn im Sommer, sollen diese nun auch auf den Winter ausgedehnt werden. An zehn Samstagen von 5. Januar bis 9. März 2019 dürfen Lkw über 7,5 Tonnen die Inntal- und die Brennerautobahn nicht mehr passieren. Die Südtiroler Frächter sind aufgebracht. „Abgesehen vom Wettbewerbsnachteil, der für die Südtiroler Warentransporteure dadurch entsteht, handelt es sich hierbei um einen äußert asozialen Schachzug“, zeigt sich der Obmann der Frächter im lvh, Elmar Morandell verärgert. „Durch die Fahrverbote wird das Sozialleben der Lkw-Fahrer drastisch eingeschränkt. Ein Familienvater, der ohnehin schon kaum zu Hause ist, riskiert nun auch das Wochenende mit seiner Familie zu verlieren. Stattdessen muss er in Deutschland auf einer Raststätte seine Wochenendruhezeit verbringen, was laut dem Beschluss des EU-Ministerrats wiederum nicht erlaubt ist.“
Vom Fahrverbot betroffen ist nur der Transitverkehr, die österreichischen Frächter haben keinen Nachteil durch den Beschluss. „Bevor der eh schon umweltfreundliche Warenverkehr eingeschränkt wird, sollte Tirol die Hausaufgaben im eigenen Land machen und den Transit richtig berechnen. Die Baustellenfahrzeuge des BBT, die täglich die Zählstelle passieren, machen nämlich mindestens 750.000 Fahrten der bekundeten 2,4 Millionen Transit-Lkws aus“, unterstreicht Morandell. Somit kann die angestrebte Verbesserung der Luftqualität nicht nur auf den Lkw-Transitverkehr abgewälzt werden und sie dürfe auch nicht auf Kosten der Wirtschaftstreibenden und schlussendlich der Familien gehen.
Negative Auswirkungen sieht Morandell mittelfristig auch für den Südtiroler Tourismus aufgrund der „Verunstaltung“ des Landschaftsbildes. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Touristiker begeistert über die herumstehenden Lkws sein werden, die im Land zwischenparken müssen“.
Zudem gibt es keine geeigneten bzw. nicht ausreichend Strukturen zum Parken auf den Raststätten. Parkende Lkws in den Dörfern gehen auch zu Lasten der heimischen Bevölkerung.
Schützenhilfe für die Südtiroler Frächter kommt von der Handelskammer Bozen. „Derzeit gibt es keine funktionierende Alternative zur Straße, auf der die Waren somit transportiert werden müssen. Eine Verlagerung auf die Schiene ist auch kurz- und mittelfristig nur eingeschränkt möglich und der Brennerbasistunnel ist noch in Bau. Weitere Fahrverbote behindern den freien Warenverkehr auch zum Nachteil der Verbraucher/innen“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.