Von: luk
Bozen – Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor und im Transportgewerbe bleibt sehr heterogen, im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Sommer ist jedoch eine allgemeine Verbesserung festzustellen. Optimismus ist vor allem im Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen sowie im Kredit- und Versicherungssektor zu vernehmen. Die größten Schwierigkeiten sind hingegen bei den Liftanlagenbetreibern und bei den persönlichen Dienstleistungen zu verzeichnen. Dies geht aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor ist nach wie vor besser als im Durchschnitt der Südtiroler Wirtschaft und 87 Prozent der Unternehmen sind mit der Ertragslage im laufenden Jahr zufrieden. Die Stimmung unterscheidet sich jedoch erheblich zwischen den einzelnen Branchen. Besonders verhalten ist das Geschäftsklima im Bereich der persönlichen Dienstleistungen, wo sich die Umsätze noch nicht erholt haben und mehr als ein Viertel der Unternehmen über eine unzureichende Rentabilität klagt. Im Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen sowie im Kredit- und Versicherungssektor ist man hingegen optimistisch: Mehr als 90 Prozent der Unternehmen gehen heuer von einer zumindest „befriedigenden“ (oft sogar „guten“) Ertragslage aus. Auch im Bereich der freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten und in der Immobilienbranche ist man eher zufrieden. Viele Dienstleistungsunternehmen klagen jedoch nach wie vor über schwierige Marktbedingungen, insbesondere im Hinblick auf die Kostendynamik.
Die Beschäftigung im privaten Dienstleistungssektor nahm in den ersten zehn Monaten 2021 leicht zu. Die Zahl der unselbständigen Mitarbeiter stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent. Nach Angaben der befragten Unternehmen wird sich dieser Wachstumstrend voraussichtlich auch 2022 fortsetzen.
Im nächsten Jahr dürfte der Aufschwung mit einer weiteren Umsatzerholung an Stärke gewinnen. 93 Prozent der Unternehmen erwarten für 2022 eine (zumindest) zufriedenstellende Rentabilität. Die Investitionen, die seit heuer wieder eine positive Dynamik aufzeigen, dürften weiter zunehmen, insbesondere im Kredit- und Versicherungssektor und in den Bereichen der Dienstleistungen für Unternehmen und der Informatik und Telekommunikation.
Im Transportgewerbe hat sich das Geschäftsklima im Personenverkehr im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, dank der Erholung der Schülertransportdienste und des Tourismus. Darüber hinaus meldet etwa die Hälfte der befragten Unternehmen eine Zunahme der Investitionen in Fahrzeugen und Gebäuden. Mehr als vier von fünf Unternehmen gehen derzeit davon aus, dass sie heuer eine (zumindest) zufriedenstellende Ertragslage erzielen werden und fast alle blicken zuversichtlich auf 2022. Im Güterverkehr melden die Unternehmen höhere Umsätze auf allen Märkten, klagen aber über die stark gestiegenen Kraftstoffpreise und den Mangel an LKW-Fahrer. Diese Probleme werden voraussichtlich auch 2022 bestehen, dementsprechend sind die Erwartungen hinsichtlich der Ertragslage auch für das nächste Jahr eher verhalten.
Schließlich ist das Geschäftsklima unter den Liftanlagenbetreibern nach wie vor negativ. Die Erholung der Umsätze in den Sommermonaten reichte nicht aus, um die Verluste des letzten Winters auszugleichen und in zwei Dritteln der Fälle wird es nicht möglich sein, das Jahr 2021 mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis abzuschließen. Es besteht jedoch Zuversicht für die Wintersaison.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die Notwendigkeit von fairen Marktbedingungen im Güterverkehr: „Der Transportsektor befindet sich aufgrund der Pandemie und der steigenden Treibstoffpreise bereits in einer schwierigen Situation. Die Einschränkungen für den Lkw-Verkehr in Österreich verursachen zusätzliche Kosten und eine nicht hinnehmbare Wettbewerbsverzerrung.“
Methodische Anmerkung
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände
Monica Devilli, Präsidentin Coopbund
„Die persönlichen Dienstleistungen sind ein lebenswichtiger Sektor für unsere Gesellschaft, der täglich auf die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung, die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit und die für die Familien steigenden Betreuungskosten reagieren muss. Dieser Sektor, der von der Sozial- und Beschäftigungspolitik allzu oft vernachlässigt wird, ist nun durch den Gesundheitsnotstand noch weiter benachteiligt.“
Philipp Moser, hds-Präsident
„Die positive Stimmung bei den Dienstleistern für Unternehmen ist erfreulich. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass nicht alle Südtiroler Dienstleister in den vergangenen Wochen und Monaten zu einem fast normalen Arbeitsalltag zurückkehren konnten. So haben etwa Eventdienstleister und Veranstalter, Reisebüros sowie Fitnesszentren immer noch mit weitreichenden Einschränkungen und Schwierigkeiten zu kämpfen.“
Thomas Baumgartner, Präsident Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol
„Logistik- und Transportunternehmen bereiten sich gerade auf den ökologischen und digitalen Wandel vor. Ein immer noch unzureichendes Infrastrukturnetz, der Mangel an Fahrer/innen und steigende Energiekosten sowie die unverständlichen und wettbewerbsschädigenden Verbote, die in Tirol weiterhin gelten, riskieren jedoch, diese Investitionen einzubremsen.“
Elmar Morandell, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh
„Aufgrund von zusätzlichen Corona-Bestimmungen und damit verbundenen Kontrollen kommt es im Warentransport zu langen Wartezeiten. Folglich ist mit einem Anstieg der Transportpreise zu rechnen. Im Personentransport sind die Unternehmen zuversichtlicher dank der Schülertransporte. Besorgt dem Winter entgegen blickt hingegen der Reisebussektor. Wenn die Touristen ausbleiben, wird die Wintersaison eine erneute Herausforderung.“