Pflichtversicherung sorgt für politische Kontroversen

Unwetterschäden in Italien: “Private Vorsorge sollte gefördert werden”

Montag, 23. September 2024 | 12:45 Uhr

Von: luk

Rom/Bozen – In Italien ist eine Debatte über die Einführung einer Versicherungspflicht gegen Unwetterschäden aufgeflammt. Unternehmen müssen bis Jahresende eine solche Versicherung abschließen. Zivilschutzminister Nello Musumeci von den Fratelli d’Italia strebt nun an, diese Pflicht auch auf private Haushalte auszudehnen.

Die Opposition kritisiert diese Pläne als ein lukratives Geschäft für Versicherungsunternehmen und weist darauf hin, dass viele Haushalte sich eine zusätzliche Versicherung nicht leisten können. Auch die Lega äußert Bedenken: Parteichef Matteo Salvini erklärt, dass der Staat zwar beratend tätig sein könne, jedoch keine derartigen Vorschriften erlassen sollte.

Die Diskussion über die Versicherungspflicht hat durch die verheerenden Überschwemmungen in der Emilia-Romagna an Dringlichkeit gewonnen. In der Region ist heute wieder mit Regen zu rechnen, wobei für die Emilia-Romagna die Warnstufe Orange und für zehn weitere Regionen die Warnstufe Gelb ausgerufen wurde.

Staatliche Hilfen: “Kurzfristig notwendig, aber keine dauerhafte Lösung”

In Italien sind aktuell sechs Prozent der Haushalte und fünf Prozent der Unternehmen gegen Erdbeben und Überschwemmungen versichert.

“Staatliche Hilfszahlungen oder aus Steuergeldern gespeiste Fonds helfen zwar, die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen von Extremwetterereignissen abzufedern, können aber gleichzeitig die Anreize zur privaten Vorsorge untergraben. Diese sollten in jedem Fall gefördert werden. Insbesondere Hausbesitzer haben ein Interesse an bezahlbarem Versicherungsschutz.” Es könne nicht sein, dass Menschen nach einer unverschuldeten Naturkatastrophe vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Der Staat trete oft nur als Spender auf, je nach Kassenlage, so Lukas Widmann vom SVA Versicherungsservice gegenüber Südtirol News.

Die Kosten einer Pflichtversicherung seien derzeit nicht absehbar. “Bei Naturkatastrophen hängen die Tarife von vielen Variablen ab und werden von Fall zu Fall berechnet”, so Widmann.

Und weiter: „Wenn jeder eine Versicherung abschließen würde, dann erhöht sich die Versicherungsdichte und die Kosten wären viel niedriger als heute und für die Familien erschwinglicher. Zusätzlich sollte es staatliche Zuschüsse und steuerliche Anreize geben“, so der Versicherungsexperte.

Für Unternehmen kommt der Pflichtversicherungsschutz voraussichtlich mit Ende 2024. Man sei allerdings noch in Erwartung der entsprechenden Durchführungsverordnung.

Bezirk: Bozen

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