Von: luk
Bozen – Die Landesregierung hat in ihrer jüngsten Sitzung (18. Dezember) den Plan der Landesvergabeagentur (AOV) für die Sammelbeschaffungen für 2019-20 genehmigt. Unter einer Sammelbeschaffung versteht man die Möglichkeit für eine Vergabestelle einer öffentlichen Verwaltung oder Körperschaft, auf einen vordefinierten Rahmenvertrag für ein Gut oder eine Leistung zurückzugreifen, ohne selbst eine Ausschreibung tätigen zu müssen. Diese Rahmenverträge schließt die AOV mit dem jeweiligen Lieferanten einer Leistung ab, der den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hat.
Die Vorteile von zentralisierten Sammelbeschaffungen sind vielfältig. Zum einen wird die Qualität der Produkte besser prüfbar. Dennoch sinken die Preise beachtlich, auch weil für die Unternehmen die Akquise wegfällt. Weiters verringert das Rahmenabkommen, das die jeweilige öffentliche Verwaltung mit dem Lieferanten abschließt, den bürokratischen Aufwand, der andernfalls bei vielen getrennten Ausschreibungen anfallen würde.
Nach einer Bedarfserhebung bei den Vergabestellen sind zu erneuernde Rahmenverträge für Sammelbeschaffungen für Salz und Gas geplant, aber auch neue, etwa für Bücher, Elektrofahrzeuge, Papier, Lebensmittel oder Reinigungsdienste. Um für eine Sammelbeschaffung infrage zu kommen, müssen Güter und Leistungen vor allem standardisierbar sein. Zudem sollte der Gesamtwert des Bedarfs relevant sein und es sollten eine Vielzahl an Vergabestellen am Produkt interessiert sein.
Derzeit wird der Wettbewerb für Lebensmittel im Gesamtwert von 47,7 Millionen Euro ausgewertet, der im vergangenen Sommer ausgeschrieben wurde. Die Rahmenverträge dafür werden im Sommer 2019 für Krankenhäuser und Mensen bereitstehen. Die angebotenen und gelieferten Nahrungsmittel müssen den Mindestumweltkriterien (MUK, ital. CAM) entsprechen, die das Umweltministerium festgelegt hat. Diese umfassen auch ihre Qualität und nachhaltige Produktion. So müssen 40 Prozent des Gewichts der Nahrungsmittel dem biologischen Anbau entstammen, beim Fleisch sind es 15 Prozent. Mindestens 20 Prozent müssen zusätzlich aus integrierter Produktion kommen (IGP, DOP, STG). Zusätzlich zum regelmäßigen Monitoring der Qualität der Lieferungen durch die Vergabeagentur ist es etwa in den Mensen Aufgabe jener Personen, die Produkte zu prüfen, die diese weiterverarbeiten. Beim geringsten Zweifel an Qualität, Herkunft oder Frische, wenden sich diese an die jeweilige Vergabestelle, welche die infrage gestellten Produkte einer umgehenden Prüfung unterzieht.
Angesichts der Nachfrage wurden Elektrofahrzeuge neu in die Liste der geplanten Sammelbeschaffungen aufgenommen. Ausgeschrieben werden insgesamt 750 Elektrofahrzeuge – Autos und Fahrräder.
“Der zentralisierte Einkauf von Gütern und Leistungen wie auch die Vergabeplattform ist aus den öffentlichen Verwaltungen nicht mehr wegzudenken – sie haben die andernfalls aufwendigen Vergabeverfahren maßgeblich vereinfacht”, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher. “Wir arbeiten zudem stetig daran, lokalen Produkte eine Vorzugsschiene geben zu können, um regionale Kreisläufe zu schließen.” Vor nunmehr zwei Monaten hat nämlich die Landesregierung den Startschuss für Südtirols Pilotprojekt in Sachen nachhaltiger EU-Lebensmittelpolitik gegeben, das mit dem EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, im Juni bei dessen Besuch in Südtirol vereinbart wurde.
Wie der Direktor der AOV, Thomas Mathà, betont, achte auch das Team der Agentur darauf, dass die Sammelbeschaffung in Südtirol, anders als in anderen Regionen Italiens, keine volkswirtschaftlichen Nachteile bewirke, etwa weil kleine und mittelständische Unternehmen nicht so leicht zum Zug kämen. “Vielmehr benutzen wir diesen Beschaffungskanal nur in bestimmten, hoch standardisierten Warenkategorien. Oder nur für große Vergabestellen, die andernfalls EU-weit ausschreiben müssten”, erklärt Mathà.
Weitere Beschaffungskanäle, die Vergabestellen zur Verfügung stehen, sind eigene Ausschreibungen auf der AOV-Plattform, der Elektronische Markt (EMS), aber auch Rahmenabkommen der Consip und der Elektronische Markt Mepa, die beide italienweit funktionieren.