Aktuell wird eine Reform der Weltbank diskutiert

Weltbank will mit Mitarbeitern in die Ukraine zurück

Dienstag, 20. Juni 2023 | 13:06 Uhr

Die Weltbank will trotz Kriegswirren in der Ukraine künftig wieder vor Ort präsent sein. “Wir wollen bald wieder eine Repräsentanz in Kiew eröffnen”, sagte der geschäftsführende Weltbank-Direktor Axel van Trotsenburg in Wien zur APA. Mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der multinationalen Entwicklungsbank übersiedelten aufgrund des russischen Angriffskriegs im Frühjahr 2022 aus der Ukraine nach Wien.

Einen genauen Termin für die Rückkehr von Weltbank-Mitarbeitern in die Ukraine gibt es noch nicht. Die Sicherheitsthematik spielt für die Rückkehrentscheidung eine wesentliche Rolle.

Die Weltbank hat seit Kriegsbeginn im Februar 2022 rund 35 Mrd. Dollar (32 Mrd. Euro) an Mittel der Ukraine zugesagt, davon wurden bisher mehr als 21 Mrd. Dollar ausbezahlt. Weltbank-Kredite dürfen nur für zivile Zwecke eingesetzt werden. “Die Finanzhilfen haben der öffentlichen Hand ermöglicht weiter zu funktionieren. Es wurden unter anderem Löhne und Gehälter ausbezahlt”, so der Weltbank-Direktor.

Laut Schätzungen der Weltbank von Ende März kostet der Wiederaufbau der Ukraine mindestens 411 Mrd. Dollar. Beziffert wurden die Schäden an Infrastruktur und Gebäuden, die Auswirkungen auf das Leben und den Lebensunterhalt der Menschen und die Kosten für einen besseren Wiederaufbau. Für die Schätzungen wurden auch Satelliten- und Drohnenaufnahmen verwendet.

Thema bei der Weltbank ist aktuell auch eine Reform der Organisation, die zuletzt seitens mehrerer Mitglieder angestoßen wurde. Mehr in den Fokus ihrer Tätigkeit soll das Klima rücken, etwa dahingehend, dass Finanzströme gezielt dorthin gelenkt werden, wo sie zur Bekämpfung der Klimakrise benötigt werden. Grundsätzlich brauche es dazu einen “allumfassenden Ansatz, der neben den Entwicklungsbanken auch die Privatbanken miteinbeziehen muss”. Gefordert seien zudem bilaterale Partnerschaften, so van Trotsenburg, der eine verstärkte Berücksichtigung des Klimawandels bei den Investitionstätigkeiten der Entwicklungsbank begrüßen würde. “Wir müssen uns weiterentwickeln.”

Hinsichtlich einer möglichen Reform dürfe man aber andere Entwicklungsvorhaben nicht aus den Augen verlieren, sagte van Trotsenburg. Zum Beispiel hinke man bei den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen noch deutlich hinterher. Ziele sind unter anderem die Bekämpfung von Hunger und Armut sowie der offene Zugang zu sauberem Wasser. “Wir müssen verlorenes Terrain wiedergutmachen.” Auch eine Kapitalerhöhung könne man diskutieren. “Jeder kann mehr machen und jeder muss auch mehr machen.”

Österreich ist seit dem Jahr 1948 Mitglied der Weltbank-Gruppe. Der geschäftsführende Weltbank-Direktor van Trotsenburg traf anlässlich des 75-jährigen Jubiläums am Montag und Dienstag unter anderem Finanzminister Magnus Brunner und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) in Wien. Van Trotsenburg ist niederländisch-österreichischer Staatsbürger, ging in Klagenfurt zur Schule und studierte dann Volkswirtschaftslehre in Graz und Wien.

Von: apa