Von: luk
Bozen – Mehr als neun von zehn Unternehmen im Dienstleistungssektor bewerten die im Jahr 2019 erreichte Rentabilität als zufriedenstellend und ebenso viele erwarten auch für 2020 ein befriedigendes Betriebsergebnis. Im Transportsektor hingegen vergrößert sich die Kluft zwischen der sehr zuversichtlichen Branche des Personenverkehrs und jener des Gütertransports, in dem sich die Rentabilität verschlechtert hat. Dies ergibt sich aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.
Das Geschäftsklima im Südtiroler Dienstleistungssektor bleibt auf einem guten Niveau: 91 Prozent der Unternehmen bewerten die Ertragslage im laufenden Jahr als zufriedenstellend und ebenso viele rechnen mit einem befriedigenden Betriebsergebnis im Jahr 2020.
Die Umsatzentwicklung war auch heuer positiv, insbesondere auf dem Südtiroler Markt. Der Anstieg der Kosten wurde teilweise durch höhere Preise ausgeglichen und die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit blieb somit erhalten. Die Bedingungen zum Kreditzugang waren laut den befragten Unternehmer/innen im Vergleich zum Vorjahr etwas günstiger. Das Investitionsvolumen ist vor allem in den Bereichen Finanz, Immobilien, Informatik und bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen angestiegen, bei den personenbezogenen Dienstleistungen gab es hingegen einen Rückgang. Im Hinblick auf 2020 wird eine erneute Zunahme des Geschäftsvolumens erwartet, auch dank steigender Preise. Es wird aber kein weiteres Wachstum von Investitionen und Beschäftigung erwartet.
Betrachtet man die einzelnen Branchen innerhalb des Dienstleistungssektors, so zeigt sich, dass fast alle Wirtschaftstreibenden der unternehmensorientierten Dienstleistungen, der Immobiliensparte und im Informatik-Bereich mit der heuer erzielten Rentabilität zufrieden sind und auch positive Erwartungen für das kommende Jahr haben. Trotz des niedrigen Zinsniveaus ist die Ertragslage auch im Finanzsektor positiv und die Südtiroler Banken verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Einlagen und des Kreditvolumens. Schwierigkeiten gibt es hingegen im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen.
Im Transportsektor verschlechtert sich das Geschäftsklima das zweite Jahr in Folge. Große Unterschiede bestehen jedoch zwischen Personen- und Güterverkehr. Im Personenverkehr ist die Stimmung sehr gut: 95 Prozent der Unternehmen im Personentransport sind mit der heurigen Ertragslage zufrieden und erwarten auch 2020 ein befriedigendes Betriebsergebnis. Die Umsätze sind im Steigen, auch dank der guten touristischen Entwicklung. Der Anstieg der Betriebskosten fiel durch die günstigen Treibstoffpreises moderat aus. Darüber hinaus konnten die Kostensteigerungen meistens durch Preiseanpassungen ausgeglichen werden.
Weniger zufrieden ist man dagegen im Gütertransport, wo heuer fast ein Fünftel der Unternehmen eine unzureichende Rentabilität beklagt. Der starke internationale Wettbewerb ermöglicht es nicht, die Kostensteigerungen auf die Kunden abzuwälzen. Die Stagnation in Italien und die Schwäche der deutschen Wirtschaft sowie die Einschränkungen für den Schwerverkehr in Österreich wirken sich ebenfalls negativ auf das Geschäftsklima der Transporteure aus. Für 2020 wird noch keine Verbesserung der Rentabilität erwartet.
Der Präsident der Handelskammer, Michl Ebner, hebt den Handlungsbedarf beim Schienenverkehr hervor: „Der Brenner-Basistunnel allein wird das Problem der Autobahnüberlastung nicht lösen. Wir müssen die Achse Verona-München effizienter gestalten und die gesamte Bahninfrastruktur ausbauen, um die Attraktivität des Schienenverkehrs zu erhöhen.“
Methodische Anmerkung
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:
Heini Grandi, Vorsitzender Coopbund
„Die unternehmensorientierten Dienstleistungen entwickeln sich trotz steigender Kosten und intensiven Wettbewerbs sehr positiv. Im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen bestehen nach wie vor Schwierigkeiten, vor allem wenn man die höchsten Preisabschläge auf Kosten der Qualität der angebotenen Dienstleistungen bevorzugt. Es ist wichtig, die Voraussetzungen zu schaffen, damit private Unternehmen die Dienstleistungen öffentlicher Einrichtungen optimal ergänzen können.“
Barbara Jäger, Präsidentin der Dienstleister im hds
„Kein Wirtschaftsbereich ist so vielfältig, heterogen und zugleich dynamisch wie die unternehmensorientierten Dienstleistungen. Es geht in erster Linie darum, Südtirol als Standort für kreative Unternehmen und für junge Menschen noch weiter zu entwickeln und als Arbeitsstandort attraktiv zu sein.“
Elmar Morandell, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh
„Grundsätzlich ist die derzeitige Stimmung positiv. Die zunehmenden Verkehrsstaus und Fahrverbote in Österreich stellen aber nach wie vor eine große Hürde für die Warentransporteure dar, deren zusätzliche Kosten schlussendlich auch die Endkonsument/innen tragen. Um die geforderten Dienstleistungen garantieren zu können, benötigen wir einen noch stärkeren politischen Rückhalt.“