Vortrag in Mals

Zoologe Johann Zaller zeigt Ominpräsenz von Pestiziden

Dienstag, 16. Oktober 2018 | 18:52 Uhr

Mals – Wer glaubt, über Pestizide bereits alles zu wissen, wurde von Zoologen Johann Zaller (Universität für Bodenkultur, Wien) überrascht. Interkontinenalflüge besprühen Passiere damit, in Europa wurden die Grenzwerte für Sojarückstände um das 200-fache zwischen 1999 und 2014 angehoben. Und Rückstandsgehalte, so schreibt die Bayrische Landesanstalt für Gesundheit und Landwirtschaft 2018, seien in erster Linie juristische, keine toxikologischen Grenzwerte. Bei der vom Dachverband für Natur und Umweltschutz und der Umweltschutzgruppe Vinschgau organisierten Veranstaltung war Michael Oberhuber, Direktor des Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrums Laimburg als Podiumsgesprächspartner eingeladen.

Die Gefährlichkeit vieler Wirkstoffe, aber auch der Beistoffe von Pestiziden sind mittlerweile unumstritten, wie der direkte Zusammenhang von Chlorpyrifos und der Parkinsonkrankheit oder die Schädigung der Darmflora von Bienen durch Glyphosat zeigt und die beide anhand wissenschaftlicher Studien bewiesen wurden.

Oft konkurrierten die Aussagen beider Experten nebeneinander: Der Chemiker Oberhuber räumte jedoch ein, der biologische und der integrierte Anbau stünde unter großem Druck. Die Ziele des integrierten Anbaus seien, weniger Pestizide zu benutzen. Andreas Riedl (Dachverband für Natur und Umweltschutz) erklärte, dass das Grundprinzip der Agriosrichtlinien für den Integrierten Anbau sei, alles zu versuchen, bevor auf chemisch-synthetische Mittel zurückgegriffen werde, und stellte die Frage nach der Vereinbarkeit mit dem konsequenten Einsatz von Herbiziden im Integrierten Anbau.

Auch Abdrift war ein Thema. Koen Hertoge (Vorsitzender PAN Europa) entgegnete Michael Oberhuber mit Hilfe konkreter Beispiele (Spielplatzstudie; Versuchsfeld Laatsch): „Es ist Blödsinn, wenn Sie sagen, Sie haben die Abdrift im Griff“. Hannes Schuler, der für sein Forschungsprojekt in der Laimburg 2018 den Euregio-Jungforscherpreis erhielt, kritisierte seinen ehemaligen Professor Zaller, den er als Leiter einer Studiengruppe an der Boku Wien erlebte, wegen der Methodik seiner Publikation „Unser täglich Gift. Pestizide, die unterschätzte Gefahr“.

Auch nach acht Jahren Veranstaltungen zum Thema scheint keine gemeinsame Basis für ein Weiterkommen für eine deutlich ökologischere Landwirtschaft in Südtirol gefunden zu sein. Ingrid Karlegger, Vorsitzende der Umweltschutzgruppe Vinschgau, ist jedoch keineswegs resigniert: „Im Dialog zu bleiben ist wichtig. Und die Ökologisierung der Landwirtschaft im Vinschgau bleibt uns weiterhin ein Anliegen.“

Von: mk

Bezirk: Vinschgau