Für die Südtiroler Bäuerinnen ein klarer Auftrag

Zukunftsfeld Soziale Landwirtschaft in Südtirol

Montag, 29. Mai 2017 | 12:56 Uhr

Bozen – Soziale Landwirtschaft steht für einen neuen Weg in der Landwirtschaft, den Bäuerinnen und Bauern in Zukunft beschreiten. Für die Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) ein klarer Auftrag, die Soziale Landwirtschaft weiter auszubauen.

Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen erleben die Natur, erobern einen Bildungsort, finden Beschäftigungsmöglichkeiten im landwirtschaftlichen Bereich und genießen die Nähe von Tieren und die Arbeit im Garten. Ganz konkret ist hier von Dienstleistungen in der Sozialen Landwirtschaft die Rede: Tiergestützte Interventionen, Pädagogik und Umwelterziehung sowie Betreuung oder Arbeitsintegration. „Soziale Landwirtschaft ist eine große Chance für uns Bäuerinnen, für unsere Betriebe und den ländlichen Raum. Bäuerinnen spielen dabei eine ganz zentrale Rolle: Wenn die junge Frau am Hof eine Entwicklungsmöglichkeit hat, bleibt sie am Hof, “ betonte Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer. Sie lud am Samstag, 27. Mai zur Vorstellung der Broschüre „Soziale Landwirtschaft in Südtirol“ nach Bozen. Diese wurde in Kooperation mit ROI Team Consultant und dem Forschungszentrum Eurac Research erarbeitet.Martin Kreil vom ROI Team: „Es kristallisierte sich neben den drei meist genannten Themen – Kinderbetreuung, Gesundheitsförderung und Seniorenbetreuung – auch das Interesse an Wissensvermittlung oder pädagogischem Arbeiten mit Tieren oder in der Natur heraus. Und natürlich spielt die Bäuerin mit ihrem sozialen Verständnis eine besondere Rolle.“ Aus der Bäuerinnenumfrage hob sich klar der Wunsch nach einer Plattform hervor, die die Anbieterinnen unterstützt und zusammenbringt. „Das ist ein ganz klarer Auftrag für uns“, unterstrich Erschbamer.

Der Gedanke der Sozialen Landwirtschaft ist nicht ganz neu, einige Bäuerinnen arbeiten bereits in diesem Feld. Eine davon ist die Sozialpädagogin Nadia Schieder Ruggeri, die mit ihren Pferden tiergestütze Interventionen anbietet: „Tiere werten und bewerten einen Menschen nicht und können damit oft mehr bewegen als ein Mensch.“

Für Maria Hochgruber Kuenzer, Präsidentin der Sozialgenossenschaft Mit Bäuerinnen lernen-wachsen-leben, gibt es noch viel zu tun: „Bereits vor 10 Jahren hatte die SBO das Potential der Sozialen Landwirtschaft erkannt. Wichtig ist nun, dass wir im Netzwerk arbeiten, dass wir von den bereits bestehenden Angeboten als Ergänzung angesehen werden.“

Über den Mehrwert der Sozialen Landwirtschaft berichtete Prof. Dr. Susanne Elsen von der Freien Universität Bozen. „Die Selbstwirksamkeit beispielsweises eines Menschen kann gestärkt werden, indem er die Erfahrung macht, mit seinem Handeln etwas bewirken zu können. Auch fördert die Erfahrung im Umgang mit Tieren und der Natur die Resilienz und lädt zur Partizipation ein.“

Christian Hoffmann und Clare Giuliani vom Institut für Regionalentwicklung, Eurac Research richteten den Blick nach Europa: „Erfolgsfaktoren in anderen Regionen sind beispielsweise eine fundierte Ausbildung, eine transparente Zertifizierung und eine gut funktionierende Kooperation in einem Netzwerk.“ Für die Direktorin der Fachschule Dietenheim – Salern, Juliane Pellegrini, ist der bereits eingeschlagene Weg der Richtige: „Wenn die Bäuerinnen in einer fundierten Ausbildung das richtige Werkzeug erhalten, dann sind sie für die Tätigkeit nachher gerüstet“. Auch SBB-Obmann Leo Tiefenthaler freut sich über die neue Perspektive für die bäuerliche Familie: „Als Bauernbund stehen wir diesem Projekt sehr wohlwollend und unterstützend gegenüber!“

Für Landesrat Arnold Schuler heißt Soziale Landwirtschaft zusätzliche Qualität: „Wenn Höfe erhalten werden, bedeutet dies Qualität für die dort arbeitenden Menschen, für die Menschen, die eine Dienstleistung in Anspruch nehmen und für den ländlichen Raum insgesamt“. Landesrätin Martha Stocker spricht von einem innovativen Projekt: „Die demografische Entwicklung ist eine Herausforderung, der wir unaufhaltsam entgegengehen. Soziale Landwirtschaft ist hier eine große Chance und eine Möglichkeit, den Menschen wirklich in den Mittelpunkt zu stellen.“

Von: mk

Bezirk: Bozen