Einer der tödlichsten Bergsommer aller Zeiten

83 Tote innerhalb eines Monats in Italiens Bergen

Freitag, 01. August 2025 | 12:07 Uhr

Von: idr

Bozen – Die Sehnsucht nach Natur, Gipfeln und Weitblick endet für immer mehr Menschen tragisch: Innerhalb nur eines Monats sind in den italienischen Alpen mindestens 83 Menschen ums Leben gekommen. Fünf weitere gelten als vermisst. Ein Sommer, der als besonders gefährlich in die Statistik eingehen dürfte.

Maurizio Dellantonio, Präsident des nationalen Berg- und Höhlenrettungsdienstes, spricht gegenüber dem Spiegel von einem dramatischen Anstieg. Im Vergleich zu den Vorjahren seien die Einsätze um rund 20 Prozent gestiegen. Besonders betroffen: Wanderer, die häufig unterschätzen, wie schnell aus einem Tagesausflug eine Notlage werden kann und anschließend gerettet werden müssen.

Gerade beliebte Regionen wie Südtirol, das Aostatal oder Venetien sind stark frequentiert. Viele der Wege seien überfüllt und nicht wenige Besucher seien schlecht vorbereitet unterwegs. So mussten die Einsatzkräfte zuletzt einen Mann retten, der in Turnschuhen auf einen 3.600 Meter hohen Gipfel aufstieg und nachts in der Kälte um Hilfe rief.

Social Media schürt Probleme

Ein wachsendes Problem sieht Dellantonio auch in den sozialen Netzwerken: Spektakuläre Bilder verleiten immer mehr Menschen dazu, sich auf anspruchsvolle Touren zu begeben. Sie jagen dem perfekten Foto, dem perfekten Selfie hinterher und vergessen dabei, dass sie sich in der echten Welt befinden und sich in reale Gefahren begeben. Hinzu komme, dass viele Gerettete nicht bereit seien, die oft hohen Bergungskosten zu übernehmen, so der Experte.

Was die Statistik nicht zeigt: Auch für die Einsatzkräfte ist der Sommer zur Belastungsprobe geworden. Viele Einsätze bedeuten stundenlange Märsche, schwierige Wetterbedingungen und psychisch belastende Situationen, besonders, wenn Hilfe zu spät kommt. Gleichzeitig wächst der Frust, wenn Gerettete unkooperativ sind oder sich weigern, Verantwortung zu übernehmen. Die Bergrettung ruft deshalb nicht nur zur Vorsicht auf, sondern auch zum Respekt gegenüber jenen, die im Ernstfall Leben retten.

Bezirk: Bozen

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