Kommentar

Abgewatscht

Donnerstag, 16. März 2017 | 18:20 Uhr

Bozen/Rom – Wenn Südtiroler Politiker in italienischen TV-Talkshows auftreten, dann geht das selten ohne Blessuren ab. Jene heimischen Politgrößen, die in Südtirol das gute und schlechte Wetter machen, werden in römischen Fernsehstudios von einem tosenden Publikum, einem parteiischen Schiedsrichter und gleich mehreren Gegenrednern zu verängstigten Kirchenmäusen gemacht, und kommen sich dabei vor, als würde halb Italien über sie Gericht halten. Auch wenn es Südtirol in den letzten Jahren seinen römischen Gegnern mit dem Sel- und Rentenskandal sowie mit pikanten Details wie Sextoys – Sex zieht im Fernsehen immer – viele Steilvorlagen geliefert hat, könnten in einer normalen Diskussionssendung die „Südtirolvertreter“ doch auf die vielen Erfolge des Landes, wie unter anderem auf eine niedrige Arbeitslosigkeit und einen hohen Wohlstand, verweisen.

Aber es nützt nichts. Die „Endspielatmosphäre“ lässt kaum eine seriöse Diskussion zu. Am Sonntag erlitt Cristian Kollmann in der, nomen est omen, Arena getauften Talksendung der RAI mehr oder weniger dasselbe Schicksal, wie es vor mittlerweile vier Jahren der damals noch frischgebackene Landeshauptmann Arno Kompatscher bei Bruno Vespa erlebt hatte.

Es ist zum Heulen. In einem Land, in dem eine ganze Region wie Sizilien fast keine Steuern zahlt, dringend notwendige Güter und Gelder weitab vom mittelitalienischen Erdbebengebiet festsitzen und wo die Jugendarbeitslosigkeit mehr als 40 Prozent beträgt, beschäftigen sich italienische Politmoderatoren lieber damit, bei den „tedeschi“ das Haar in der Suppe zu suchen. Mit Slogans wie „L’Alto adige dichiara guerra all’italiano“ wird dann der Teufel an die Wand gemalt.

Auftritte im Fernsehen mögen zwar in heimischen Gefilden ein bisschen Aufmerksamkeit und ein paar Stimmen bringen und vielleicht sogar der eigenen Opferrolle dienen, aber solange das Niveau so niedrig wie in den schlimmsten Diskussionen in den sozialen Netzwerken bleibt, sind Südtirols Politiker besser beraten, sich von solchen Veranstaltungen fernzuhalten. Denn wer will schon für die Einschaltquote abgewatscht werden?

Von: ka