Fingerabruck und viele Fragezeichen

Albtraum geht für Südtiroler weiter

Donnerstag, 10. November 2022 | 09:47 Uhr

Bozen – Seit August dieses Jahres befindet sich ein in Bruneck lebender Mann (30) in Haft. Dem albanischstämmigen Mann, der seit vielen Jahren in Südtirol lebt, arbeitet und hier Familie hat, werden von den griechischen Behörden schwerwiegende Taten vorgeworfen. Er soll mit einem Raub und Mord, der 2010 in Griechenland verübt worden war, in Verbindung stehen. Nach der Vollstreckung des internationalen Haftbefehls hat das südeuropäische Land die Auslieferung des Verdächtigen verlangt.

Wie die italienische Tageszeitung Alto Adige berichtet, wird es nun für den 30-Jährigen eng: Das Oberlandesgericht hat gestern grünes Licht für seine Auslieferung an Griechenland gegeben. Verteidiger Nicola Nettis will es darauf nicht beruhen lassen und hat Kassationsbeschwerde eingelegt. Die Auslieferung ist damit bis zur Entscheidung des Höchstgerichts ausgesetzt.

Die Vorwürfe gegen den Mann wiegen schwer: Ihm werden Raub und vorsätzliche Tötung vorgeworfen. Die Anschuldigungen gehen auf einen Fall im Jahr 2010 zurück. Damals wurde in einer griechischen Stadt der Eigentümer einer Unterkunft umgebracht, nachdem er geschlagen und gefesselt worden war. Er soll sich gegen einen Raubversuch gewehrt haben. Nun, nach zwölf Jahren wollen die griechischen Behörden einen der mutmaßlichen Täter für das Verbrechen ausgemacht haben.

Der 30-Jährige bestreitet die Vorwürfe und beteuert, Opfer eines eklatanten Fehlers der griechischen Ermittler zu sein, der zu einer Verwechslung von Identitäten und Personen geführt habe. Zudem behauptet der Mann nur einmal in seinem Leben in Griechenland gewesen zu sein, und zwar als er noch minderjährig war. Im betreffenden Zeitraum 2010 sei er nicht in dem südeuropäischen Land gewesen. Verteidiger Nicola Nettis konnte in seinen Nachforschungen Anhaltspunkte dafür finden, dass sein Mandant zur betreffenden Zeit nicht in Griechenland war. So scheine etwa keine Einreise an den Grenzen auf.

Doch die griechischen Behörden halten ein schwerwiegendes Beweisstück in ihren Händen: In der Wohnung des Opfers, der damals von drei Tätern überfallen und geknebelt worden war, wurde ein Fingerabdruck entdeckt. Dieser Abdruck soll laut den Griechen zu einer Person passen, von der kurz nach der Tat Fingerabdrücke genommen worden waren und das sei der 30-jährige Mann, der im Pustertal lebt.

Nun liegt der Fall beim Kassationsgericht in Rom auf. Die Richter dort müssen entscheiden, ob der 30-Jährige nach Athen ausgeliefert werden soll.

Von: luk

Bezirk: Bozen