Soldat wurde aus Hubschrauber zur Gondel abgeseilt

Alle acht Personen aus Gondel in Pakistan gerettet

Dienstag, 22. August 2023 | 22:37 Uhr

Bei der riskanten Rettungsmission aus der Gondel einer Seilbahn in Pakistan sind am Dienstagabend alle acht Personen – sechs Kinder und zwei Erwachsene – gerettet worden. Zuerst hatte der interimsmäßige Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar die Rettung aller Kinder auf Twitter (X) berichtet. Die Gondel hing nur noch an einem Stahlseil, nachdem zwei Drähte in der Früh gerissen waren.

Zuvor hatten Spezialkräfte der Armee bereits stundenlang versucht, die Menschen in der Gondel zu retten. Mit Einbruch der Dunkelheit war die Aktion jedoch unterbrochen worden. Am Abend hangelten sich Helfer aus der Region dann nach enger Rücksprache mit dem Militär mit Vorrichtungen an dem Draht zur Gondel vor und befreiten die Kinder, wie Videos in den sozialen Medien zeigten. Die Gondel befindet sich in einer Höhe von mehreren Hundert Metern.

“Mit Erleichterung habe ich erfahren, dass alle Kinder erfolgreich und sicher gerettet wurden. Großartige Teamarbeit des Militärs, der Rettungsdienste, der Bezirksverwaltung und der örtlichen Bevölkerung”, schrieb der geschäftsführende Premier. Hunderte Menschen, darunter auch Angehörige, versammelten sich unweit der Unglücksstelle in einem Tal der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten des Landes.

Ein Augenzeuge beschrieb den Notfall als härtesten Tag in seinem Leben. “Mütter, Väter und andere Verwandte hatten ihre Augen auf die Gondel gerichtet, die mitten in der Luft schwebte”, sagte der Anrainer. Als das erste Kind in Sicherheit gebracht wurde, brachen alle in Freude aus.

Am Nachmittag (Ortszeit) kreisten noch mehrere Helikopter über der Schlucht. Fernsehaufnahmen am Dienstag zeigten, wie sich ein Kommandosoldat aus einem Militärhubschrauber zu der Gondel abseilte. Dabei hing die Seilbahn nur noch an einem Stahlseil, nachdem zwei Drähte am Morgen gerissen waren. Einige Kinder waren auf dem Weg zur Schule.

In weiten Landesteilen verfolgten Bewohner die Rettungsaktion, die als äußerst riskant gilt, im Fernsehen. “Jede kleine Fehlkalkulation kann zu einer Katastrophe führen”, sagte der Rettungsbeamte Bilal Faizi der dpa. Sorgen bereiteten den Helfern auch die Wetterbedingungen in den Bergen, die sich schnell ändern können. Auch die Rotorbewegungen des Militärhubschraubers könnten das Stahlseil destabilisieren. Medikamente und Wasser habe ein Soldat den Kindern zu Beginn der Rettungsaktion bereits überreicht.

Ein 20-Jähriger schilderte dem pakistanischen TV-Sender Geo TV aus der Gondel die dramatischen Stunden. “Wir haben nicht einmal Trinkwasser”, klagte der junge Mann. Ein 16-Jähriger mit Herzproblemen sei zusammengebrochen und seit mehreren Stunden ohnmächtig. Der Bub sei morgens auf dem Weg in eine Klinik gewesen. Ob der 16-Jährige zu den zuerst geretteten Menschen gehörte, war zunächst unklar.

Zunächst berichteten pakistanische Medien, die Gondel hänge am Drahtseil in einer Höhe von 900 Metern. Der Katastrophenschutz korrigierte die Zahl später auf etwa 300 Meter herunter. Der Vorfall ereignete sich im Distrikt Battagram an einer tiefen Schlucht.

In den nördlichen Bergregionen Pakistans nutzen täglich viele Bewohner auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit Seilbahnen, etwa um Täler oder Flüsse zu überqueren. Oft sind die Seilbahnen schlecht gewartet. Das Straßennetz ist weniger ausgebaut.

( S E R V I C E – Bericht bei Geo TV mit Livestream auf YouTube: http://dpaq.de/ZX7YB )

Von: APA/dpa/Reuters