Von: mk
Bozen – Der Vorwurf ist mit einem Vorfall aufgeflammt, der zunächst ganz alltäglich klingt: Eine Boznerin ist in einem Bus umgefallen und musste anschließend im Krankenhaus ärztlich versorgt werden. Am darauffolgenden Tag wurde sie von einer Agentur kontaktiert, die auf Schadenersatz- und Regressforderungen spezialisiert ist. Was die Frau stutzig machte: Die Firma kannte offenbar ihre Personalien und wusste auch über den Vorfall genauestens Bescheid, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Dass ein „Maulwurf“ im Bozner Krankenhaus sein Unwesen treibt, will der Direktor der Rechtsabteilung im Sanitätsbetrieb, Marco Cappello, allerdings so nicht stehen lassen.
Die Boznerin beschloss, sich einen Rechtsbeistand zuzulegen, und wandte sich an Anwalt Andrea Gnecchi. Er erstattete nicht nur Strafanzeige wegen Verletzung der Privatsphäre, sondern richtete sich auch direkt an den Sanitätsbetrieb. Dieser schaltete wiederum den Garanten für Privacy ein und eröffnete ein Disziplinarverfahren.
„Es gibt keinen Maulwurf im Bozner Krankenhaus. Die Unterlagen, die Anwalt Gnecchi weitergeleitet wurden, beweisen klar, dass die Informationen von einem Arzt preisgegeben wurden, der einen Namen und einen Nachnamen hat“, stellt Cappello klar. Er verwehrt sich gegen die Tatsache, dass mit dem Vorfall gleich ein gesamtes Krankenhaus unter Generalverdacht gestellt wird.
Laut Cappello hat die Staatsanwaltschaft nun den Antrag auf Archivierung des Verfahrens gestellt. Für den Sanitätsbetrieb ändert sich allerdings nichts – auch weil Anwalt Andrea Gnecchi angekündigt hat, dagegen vorzugehen. Der Sanitätsbetrieb werde weiterhin am Disziplinarverfahren festhalten, erklärt Cappello. Auch die Untersuchung des Garanten für Privacy bleibe aufrecht. Dem Garanten seien sämtliche Dokumente zu dem Fall übermittelt worden. „Wer für die Verbreitung des klinischen Vorfalls der Patientin verantwortlich ist, die sich im Bus verletzt hat, wird persönlich dafür gerade stehen müssen“, erklärt Cappello. Er ist sich sicher: Bei solchen Angelegenheiten drückt der Garant bei niemanden ein Auge zu.
Trotzdem betont er, dass die Gesamtheit der Mitarbeiter im Bozner Krankenhaus durchaus ein professionelles Verhalten an den Tag lege und die Verschwiegenheitspflicht sehr ernst nehme.