Von: mk
Bozen – Ein aufsehenerregender Betrugsfall im Zusammenhang mit der Erlangung von Führerscheinen ist von der Straßenpolizei unter der Leitung der Bozner Staatsanwaltschaft Bozen aufgedeckt worden. Im Rahmen der Operation „Twin Brothers“ wurden Ende Juni 23 ausländische Staatsbürger, die in Südtirol und Latium gemeldet sind, wegen Identitätsbetrugs und Fälschung im Zusammenhang mit der illegalen Erlangung von Fahrerlaubnissen angezeigt.
Die Ermittlungen waren bereits im November letzten Jahres ins Rollen gekommen. Damals reichte ein in Südtirol gemeldeter Staatsbürger aus Mali eine Verlustanzeige für einen Führerschein ein, der ihm nur wenige Monate zuvor von einem Amt im Latium ausgestellt worden war. Beamte der Straßenpolizei wurden misstrauisch und überprüften die Dokumente. Dabei stellte sich heraus, dass die Person auf dem Foto des verlorenen Führerscheins zwar dem Antragsteller sehr ähnelte, aber nicht identisch war.
Der „Zwillingsbruder“ und seine Masche
Die weiteren Ermittlungen führten die Beamten zu dem auf dem ursprünglichen Führerschein abgebildeten Mann. Es handelte sich um einen ebenfalls aus Mali stammenden Migranten, der in Viterbo gemeldet war. Er war bereits wegen zahlreicher Fälle von Identitätsbetrug an Fahrschulen in verschiedenen Regionen Italiens polizeibekannt. Er nutzte seine Ähnlichkeit mit den tatsächlichen Kandidaten – daher der Name der Operation – sowie die oft schlechte Qualität der Passfotos zu seinem Vorteil aus. Um sich als Prüfling auszugeben und die Theorieprüfung anstelle der eigentlichen Bewerber abzulegen, legte er sich sogar ähnliche Frisuren und manchmal sogar identische Kleidung zu.
Im Februar 2025 durchsuchten die Ermittler der Straßenpolizei im Auftrag der Bozner Staatsanwaltschaft zwei Wohnungen. Eine davon war das Appartement des in Viterbo gemeldeten Mannes, der sich Stellvertreter die Prüfungen ablegte. Dort wurde umfangreiches Material sichergestellt, das die Ausstellung von Führerscheinen oder die Beantragung von Duplikaten durch andere Ausländer dokumentierte.
Netzwerk von Betrügern aufgedeckt
Die Analyse der beschlagnahmten Dokumente führte zur Anzeige von weiteren 21 Personen, die ursprünglich aus Mali, dem Senegal und der Elfenbeinküste stammen und größtenteils in Latium gemeldet sind. Diese Personen standen entweder kurz davor, ihre Führerscheinprüfung illegal durch einen Stellvertreter abzulegen oder hatten ihre Fahrerlaubnis bereits auf betrügerische Weise erhalten.
Ende Juni dieses Jahres durchsuchte die Bozner Straßenpolizei, unterstützt von ihren Kollegen aus Rom und Viterbo, weitere Wohnungen durch. Dabei wurden Beweismittel beschlagnahmt und die illegal erworbenen Führerscheine eingezogen.
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