Welt-Alzheimer-Tag

ASAA feiert 25-jähriges Bestehen

Samstag, 21. September 2024 | 08:49 Uhr

Von: lup

Bozen – Im Zuge des Welt-Alzheimer-Tages, der jedes Jahr am 21.09. stattfindet, feierte heuer der Verein Alzheimer Südtirol ASAA auch noch sein 25-jähriges Bestehen. Der Verein wurde vor einem Vierteljahrhundert von Frau Inge Bauer Polo, der ehemaligen Stadträtin von Bozen gegründet.

Im Rahmen der Festveranstaltung hatte der Verein zwei Experten für Referate eingeladen. Der Brunecker Biostatistiker Markus Falk gab dabei einen Überblick zur Entwicklung der Demenzerkrankungen im Alpenraum und bestätige die Aussage von ASAA Präsident, dass in Südtirol derzeit mit Sicherheit rund 13.000 Menschen Alzheimer oder Demenz ähnlichen Pathologien erkrankt sind, wenn nicht mehr. Man rechnet aktuell  mit rund 1200 neuen Diagnosen im Jahr.  Der zweite Festredner der Veranstaltung war Prof. Manfred Spitzer, der wohl bekannteste Gehirnforscher Deutschlands. Er prägte den Begriff „Digitale Demenz“ und weist in vielen seiner Untersuchungen auf potenzielle mentale Beeinträchtigungen durch die intensive Nutzung digitaler Medien hin. In Anwesenheit zahlreicher politischer Prominenz, angefangen bei Alt LH Luis Durnwalder über die ehemaligen Gesundheits- und SoziallandesrätInnen (Richard Theiner, Martha Stocker, Thomas Widmann, Waltraud Deeg)  bis zu den aktuellen Entscheidungsträgern aus der aktuellen Südtiroler Landesregierung und Opposition (Rosmarie Pamer, Hubert Messner, Ulli Mair und Brigitte Foppa), kamen die die aktuellen Herausforderungen bei der Betreuung von Demenzkranken und deren Familien zur Sprache.

Sage und schreibe 300 Anrufe von Familienangehörigen in Not wurden bereits im heurigen Jahr vom Verein über die Grüne Nummer 800660561 entgegengenommen und bearbeitet. Hinaus zu den Leuten, dieses Bestreben hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Mit einem spezifischen Projekt in Zusammenarbeit mit der Volksbank Südtirol soll es nun gelingen, den Pflegenden Angehörigen auch zu Hause besser helfen zu können. Diesbezüglich werden für die teilnehmenden Familien an diesem Vorhaben spezifische Leistungen, wie Screening, juridische und vermögensrechtliche Beratung, Hilfen bei Gesuche für Pflegeeinstufung, Invalidität und Versicherungsschutz, Ergotherapie, Logopädie, Validation und psychologischer Support mit ausgewiesenen Fachleuten zur Verfügung gestellt.

Eine große Freude für den Verein ist es, dass ASAA – Alzheimer Südtirol sehr aktives Mitglied des Zusammenschlusses der  Deutschsprachigen Alzheimer- und Demenz-Organisationen DADO in Europa ist. Es wurde sogar eine EU Projekt zur Verbesserung der Betreuung junger Demenzkranker auf die Wege gebracht, denn Tatsache ist, so Präsident Seitz, dass Alzheimer schon lange nicht mehr nur ein Problem bei Hochbetagten ist. Eine Herzensangelegenheit der ASSA ist es,  so deren Präsident Ulrich Seitz, ungeübte Caregiver (Pflegende) im Umgang mit Demenzkranken zu schulen und den „ausländischen Hilfskräften“ ebenso neben pflegerischen Themen einheimische Traditionen (Speisen, Spiele, Sprache) näher zu bringen, damit sie besser auf die Bedürfnisse ihrer Betreuten eingehen können.

Abschließend unterstreicht Seitz den folgenden Bedarf, der an die Landesregierung gerichtet ist:

  • Schnellere Abwicklung der Pflegeeinstufung für Demenzkranke
  • Überdenken der Sinnhaftigkeit von Kommissionen zur Einstufung der Invalidität und zur Pflegeeinstufung (gerade dann, wenn die Krankheitsbilder klar sind und eindeutige ärztliche Dokumentation vorliegt)
  • Mehr Kundenfreundlichkeit in den Gesundheits- und Sozialdiensten für Menschen mit neurologischen Störungsbildern
  • Finanzielle Hilfestellungen und Ausgleichzahlungen bei Überschreitung von Wartezeiten bei der Einstufung (sollte spätestens nach 90 Tagen Wartezeit greifen, in Deutschland ist eine Regelung schon nach 60 Tagen in Kraft)
  • Besserer Zugang zu sozio-sanitären Leistungen und effiziente Entlastungsangebote (bessere Abstimmung Facharzt – Hausarzt)
  • Echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (Betriebe sollten mit Seniorenheimen und Tagesstrukturen zusammenarbeiten)
  • Anerkennung der Leistungen in der Pflege daheim für Rentenzwecke (Frauen müssen endlich nicht nur mit einem Hungerlohn abgesichert werden)
  • Schwerpunkt: Task-Force für Junge Demenzkranke (beispielsweise in Zusammenarbeit mit Experten der Neuroreha)
  • Interventionen gegen Betrügereien und Delikten an Senioren
  • Effiziente Wohnmodelle für Chronisch Kranke
  • Anerkennung Berufsbild für die Pflege daheim
  • Generationenpakt und attraktives Zeitbank-Modell
  • Investitionen in die Forschung und praktische Studien
  • Eine Beobachtungsstelle mit verlässlichen Daten
  • Pflegende Angehörige absichern und stärken
  • Die pflegenden Angehörigen sollen eine professionelle Anlaufstelle für Demenzfragen aufsuchen können. Dadurch sollen diese neben Informationen zum Umgang mit dem Thema Demenz auch Informationen über mögliche Entlastungsangebote erhalten.
  • Schaffung einer Koordinationsstelle mit Einbindung des Vereins Alzheimer für Angehörige mit einem Notfallplan, gerade dann wenn es keine Möglichkeiten der Entlastung und der Kurzzeitpflege gibt)
  • Sicherstellung von Entlastungsangeboten, und nicht nur im sozio-sanitären Kontext
  • Förderung der Anerkennung der Leistung der pflegenden Angehörigen als gesellschaftlich und ökonomisch wertvoller Beitrag für die Gemeinschaft
  • Maßnahmen für Alleinstehende und Einsame

Bezirk: Bozen

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