Von: mk
Bozen – Bischof Ivo Muser und Generalvikar Eugen Runggaldier haben dieser Tage mit dem diözesanen Fachbeirat für Prävention das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen abgesteckt. „Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen ist ein langfristiger und komplexer Prozess. Dieser wird in unserer Diözese in überschaubaren, konkreten Schritten geplant und durchgeführt. Die ersten Projekte werden im Herbst vorgestellt“, erklärt Bischof Ivo Muser. Die Aufarbeitung wird durch unabhängige Fachleute und auf wissenschaftlicher Basis erfolgen.
Bischof Muser hat beim Treffen mit dem diözesanen Fachbeirat für Prävention bekräftigt, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche ein wichtiges Anliegen der Diözese ist. Das Leid, das Betroffenen und Mitbetroffenen durch Priester zugefügt wurde, werde von der Ortskirche ernst genommen und anerkannt, so Muser. Die Diözese übernehme außerdem die Verantwortung, dass den Betroffenen Gerechtigkeit zuteilwerde.
Muser hat nun Generalvikar Eugen Runggaldier beauftragt, gemeinsam mit dem diözesanen Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen sowie mit dem Fachbeirat die Aufarbeitungsschritte zu planen und auf den Weg zu bringen.
Bisher gemeldete Fälle differenziert und eingehend analysieren
Das bereits im Auftrag des Bischofs erarbeitete Projekt für eine Studie dient als Grundlage für die Durchführung konkreter Schritte. „Die bisher geleistete Arbeit ist bereits Teil der Aufarbeitung. Mir ist es wichtig, dass wir jetzt einen Schritt nach dem anderen setzen. Zum Beispiel sollen die bisher gemeldeten Fälle differenziert und eingehend betrachtet werden. An einigen Orten ist sicher ein genaueres Hinschauen wichtig, um Missbrauchsdynamiken zu verstehen und Folgerungen für die Präventionsarbeit abzuleiten. So sind wir in kurzer Zeit imstande, den Pfarreien und Einrichtungen vor Ort standardisierte Hilfen zur Verfügung zu stellen und Weiterbildungen anzubieten“, sagt Bischof Muser.
Unabhängig und wissenschaftlich
Die Aufarbeitung erfolgt durch unabhängige Fachleute und auf wissenschaftlicher Basis. Dafür wird mit entsprechenden Einrichtungen Kontakt aufgenommen und verbindliche Vereinbarungen getroffen. Die Diözese wird die Ressourcen für die jeweiligen Schritte der Aufarbeitung zur Verfügung stellen. Die Öffentlichkeit wird regelmäßig über den Verlauf der Aufarbeitung informiert. Die ersten konkreten Projekte werden im Herbst vorgestellt. Die Diözese ermutigt alle über das erlittene Leid bzw. über ihr Wissen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt durch Priester und durch kirchliche Mitarbeitende zu reden. Die kirchlichen Einrichtungen und Pfarrgemeinden werden in den Aufarbeitungsprozess miteinbezogen.
Aufarbeitung ist ein Lernprozess
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Missbrauchsfälle im kirchlichen Bereich versteht sich als ein Lernprozess für inhaltliche und strukturelle Veränderungen. So sollen z.B. in allen kirchlichen Pfarrgemeinden, Einrichtungen, Organisationen und Vereine standardisierte Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche erarbeitet und eingeführt werden. Alle Verantwortlichen und Mitarbeitenden der Diözese und der kirchlichen Einrichtungen sind aufgerufen mitzuwirken, dass möglichst viele sich am Prozess der Aufarbeitung beteiligen.
Die Aufarbeitung innerhalb der Kirche in Südtirol versteht sich nicht zuletzt als Beitrag zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen.