Ein Jahr in Einzelhaft

Benno Neumair zu lebenslanger Haft verurteilt

Samstag, 19. November 2022 | 17:43 Uhr
Update

Bozen – Im Modfall Perselli-Neumair ist das Schwurgericht in Bozen am späten Samstagnachmittag zu einem Urteil gekommen.

Nach Stunden der Beratung wurde es kurz nach 17.30 Uhr verkündet: Benno Neumair wurde für beide Morde schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Außerdem wurde er für die Vernichtung der Leichen zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Gericht entschied zudem, dass der Mann ein Jahr in Einzelhaft verbringen soll und dass er bei beiden mutmaßlichen Morden – die kurz nacheinander stattgefunden haben sollen – voll zurechnungsfähig gewesen sei.

Alto Adige – archiv

Das Urteil sieht auch vor, dass Benno Neumair den Nebenklägern einen Schadenersatz von rund 280.000 Euro entrichten muss. Ebenso muss er für die Prozesskosten geradestehen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Verteidigung forderte Freispruch und Mindeststrafe

Am Samstagvormittag hatte die Verteidigung ein mildes Strafmaß beantragt. Für den Mord an Peter Neumair wurde ein Freispruch gefordert. Der 32-Jährige sei hier aufgrund seiner Persönlichkeitsstörung nicht schuldfähig. Für die Tötung seiner Mutter, Laura Perselli, sei Benno Neumair die Mindeststrafe zu geben. Der Sohn der Getöteten hatte die Tat zwar gestanden, allerdings pochte die Verteidigung darauf, dass der Angeklagte aufgrund seines psychischen Zustandes nicht zurechnungsfähig gewesen sei.

Anklage beantragte lebenslange Haft

Die Anklage hatte hingegen eine lebenslange Haft für Benno Neumair beantragt. Er sei eiskalt und berechnend vorgegangen. Außerdem sei ein Jahr in Einzelhaft abzusitzen. Auch die Nebenklage sah Benno Neumair für schuldfähig an.

Das am Samstagnachmittag gesprochene Urteil folgte somit der Forderung der Anklage.

Gutachter waren sich in einem Punkt einig

Während des Prozesses – bei dem über 100 Zeugen gehört wurden – waren mehrere Gutachten vorgelegt worden, die sich mit der Zurechnungsfähigkeit beschäftigten. Diese kamen zu völlig unterschiedlichen Schlüssen. Einig waren sich die Gutachter darin, dass der Angeklagte unter psychischen Störungen leidet und auch heute noch gefährlich sei. Dies würden auch Vorfälle im Gefängnis zeigen. Er habe in der Zelle versucht, einen Mithäftling zu strangulieren.

Alto Adige

“Wahrheit muss Benno Neumair erst sagen”

Die Staatsanwaltschaft sowie die beiden Nebenklägerinnen – Schwester und Tante des 31-Jährigen – zeigten sich nach dem Urteil zufrieden und umarmten sich nach der Verkündung im Gerichtssaal. Der Onkel des Angeklagten forderte indes, dass dieser die Wahrheit über die Tat sagen müsse.

Am 4. Jänner 2021 hat der 32-Jährige seine Eltern, beide Lehrer, in der Familienwohnung ermordet und deren Leichen beseitigt. Die leblosen Körper waren erst Wochen später und nach einer aufwendigen Suche im Flussbett der Etsch gefunden worden.

Von: luk

Bezirk: Bozen