Von: luk
Bozen – Während der Ausgangssperre hat sich die Luftqualität in Südtirol verbessert. Dies hat eine Untersuchung der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz ergeben.
Die Einschränkungen des Personen- und Warenverkehrs, die der gesundheitliche Notstand rund um Covid-19 mit sich gebracht hat, haben ab der zweiten Februarhälfte zu einem starken Rückgang des Verkehrs geführt. Die Folge: Auch die Schadstoffe in der Luft haben abgenommen und die Luftqualität hat sich verbessert. Dies zeigen die Erhebungen, die das Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz durchgeführt hat.
Monitoring der Luftschadstoffe
Untersucht wurden die Daten zur Luftqualität von Jänner bis Ende April dieses Jahres. Sie wurden mit den Daten des Vergleichszeitraums der letzten zehn Jahre verglichen. Der Fokus lag dabei vor allem auf Luftschadstoffen, die mit dem Straßenverkehr in Zusammenhang stehen, insbesondere dem Stickstoffdioxid (NO2), dem Stickstoffmonoxid (NO) und dem Feinstaub (PM10). Die Daten stammen von den Luftmess-Stationen am Hadrianplatz und in der Claudia-Augusta-Straße in Bozen, in der Trogmannstraße in Meran und entlang der Brennerautobahn bei Neumarkt. An diesen verkehrsreichen Stellen wird der Stickstoffdioxid- Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter normalerweise nur knapp unterschritten oder sogar überschritten.
Von Mitte März bis Mitte April NO2-Werte halbiert
Luca Verdi, Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz, erklärt: “Unsere Messwerte zeigen, dass die Stickstoffdioxid-Emissionen in der Zeit der Ausgangssperre von Mitte März bis Mitte April sowohl in Bozen als auch in Meran gegenüber dem Vergleichszeitraum der letzten zehn Jahre im Durchschnitt um die Hälfte gesunken sind. Die Stickstoffmonoxid- Konzentration ist auf ein Drittel zurückgegangen, während die Feinstaub-Werte (PM10) grundsätzlich unverändert geblieben sind.”
Dabei galt es, so Luca Verdi, abzuklären, ob diese Werte rein auf den Wechsel der Jahreszeit zurückzuführen sind, da bei den Stickstoffdioxid-Werten alljährlich zwischen Jänner und April ein Rückgang verzeichnet wird. Dazu wurden die durchschnittlichen NO2-Werte der letzten zehn Jahre Tag für Tag miteinander verglichen. “Der Vergleich zeigt, dass die Werte im Jänner und Februar 2020 mit jenen der Vorjahre vergleichbar sind”, erklärt Luca Verdi. In der Zeit der Ausgangssperre vom 16. März bis zum 19. April sei die durchschnittliche NO2-Konzentration jedoch gegenüber demselben Zeitraum der letzten zehn Jahre um die Hälfte zurückgegangen: von 38 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 21 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Claudia-Augusta-Straße in Bozen, von 30 auf 16 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Trogmann-Straße in Meran und von 52 Mikrogramm pro Kubikmeter (Durchschnittswert der Jahre 2017-2018-2019) auf 25 Mikrogramm pro Kubikmeter entlang der Brennerautobahn in der Gemeinde Neumarkt.
Auf nachhaltige Mobilität setzen
Die Erhebungen der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz belegen also, dass auch in Südtirol die coronabedingte Ausgangssperre zu einer merklichen Verbesserung der Luftqualität geführt hat. Mit dem Beginn der Lockerungen und dem Eintritt in die Phase 2 des Notstands wird sich auch das Mobilitätsverhalten wieder ändern. In dieser Phase soll jedoch nicht das Privatauto zum bevorzugten Verkehrsmittel werden. Vielmehr soll alternativen Verkehrsmitteln, vor allem dem Fahrrad, der Vorzug gegeben werden. Aus diesem Grund hat die Landesregierung am 5. Mai einer Zusammenarbeit der Ressorts für Mobilität, Wirtschaft, Gesundheit und Umwelt zugestimmt: Vorgesehen ist ein Maßnahmenpaket, um die Radmobilität für Private und für Betriebe zu fördern, erinnert Umweltlandesrat Giuliano Vettorato. “Mehr denn je und von Anfang an müssen wir in dieser neuen Phase auf alternative Verkehrsmittel zum privaten Pkw, allen voran auf das Fahrrad, setzen”, ist der Landesrat überzeugt. “Parallel dazu gilt es auch in Zukunft Home-Office-Modalitäten zu unterstützen, um den Straßenverkehr, vor allem zu den Stoßzeiten, zu entlasten.”
Gemeinsam für eine bessere Luft
Wie die neue Situation sich auf die Einhaltung der jährlichen Grenzwerte auswirken wird, ist noch nicht absehbar: “Das hängt davon ab, wie sich die Emissionen und die Wetterlage entwickeln werden”, unterstreicht Luca Verdi. “Eines jedoch ist sicher: Steigen die durch den Verkehr bedingten Luftschadstoffe wieder an, wirkt sich das unmittelbar negativ auf die Luftqualität aus. Das bestätigen auch die Messwerte, die im Zeitraum der ersten Lockerungen vom 20. bis 30. April erhoben wurden.” Einmal mehr wird dabei deutlich, dass die Stickstoffdioxid-Emissionen direkt auf den Verkehr und speziell auf die Dieselfahrzeuge zurückzuführen sind. Die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz lädt daher alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, auf den eigenen Pkw zu verzichten und zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nehmen, um die Luft, die wir atmen, zu schützen.