Von: luk
Bozen – Immer wieder werden ältere Menschen in Südtirol von Trickbetrügern abgezockt. Der sogenannte Enkeltrick ist mittlerweile wohlbekannt, dennoch fallen Senioren darauf hinein – auch weil die Übeltäter äußerst geschickt und wortgewandt vorgehen.
In der Südtiroler Landeshauptstadt ist nun eine 80-jährige Frau, die im Viertel Gries lebt, Opfer eines solchen Betrügers geworden, berichtet am Samstag die italienische Tageszeitung Alto Adige.
Nur wenige Worte am Telefon haben genügt, um die Seniorin in Aufregung zu versetzen: Ihr Tochter habe einen Verkehrsunfall mit dem Fahrrad verursacht. Sie sei nicht verletzt, nun müsse man aber einen Anwalt einschalten, um sich vor rechtlichen Schritten der angefahrenen Person zu schützen. Die Tochter sei gerade bei der Vernehmung durch die Polizei und könne daher nicht ans Telefon kommen, so die freundliche und gebildete Stimme am Telefon.
In ihrer Aufregung erwähnte die 80-Jährige den Namen des Familienanwalts und gab dem Betrüger damit weiteren Stoff, seine Geschichte auszuschmücken und glaubhaft erscheinen zu lassen. Er gab vor, den Anwalt gut zu kennen. Er könne vorbeikommen, um Geld für den Anwalt abzuholen, damit dieser in der Unfallsache tätig werden könne.
Als die Seniorin erklärte, dass sie kaum Bargeld daheim hätte, erklärte der Mann am anderen Ende der Leitung, dass womöglich auch Schmuck als Zahlungsmittel akzeptiert werde. Schließlich verabredeten sie sich und wenig später läutete der Betrüger bei der Seniorin. Sie öffnete und führte ihn zum Safe, wo Schmuck im Wert von rund 150.000 Euro lag.
Auf so eine Beute hätte wohl auch der Übeltäter nicht gehofft, der weiterhin freundlich, aber bestimmt auftrat. Er könne ihr noch einmal versichern, dass es der Tochter gut gehe. Nun müsse man sich aber an den Anwalt wenden. Eile sei geboten. Dann ging alles ganz schnell. Er packte sämtlichen Schmuck zusammen und verschwand.
Einige Minuten später kamen der älteren Frau jedoch erste Zweifel. Sie könne doch wohl nicht von einem Betrüger heimgesucht werden. Schließlich habe er auch den Familienanwalt gekannt.
Doch als sie ihre Tochter anrief und nachfragte, was denn genau passiert sei, stellten sich ihre Befürchtungen als wahr heraus. Mutter und Tochter haben bei der Quästur Anzeige erstattet. Der Familienschmuck, an dem auch emotionale Werte haften, wird aber wohl nicht mehr auftauchen. Für die 80-Jährige eine mehr als bittere Erfahrung.