Sohn in Gefahr? - von wegen!

Bozen: Mutige Seniorin lässt sich von Betrügern nicht beirren

Samstag, 21. April 2018 | 11:13 Uhr

Bozen – Immer wieder warnen Ordnungshüter auch in Südtirol davor, dass sich Betrüger oft ältere Menschen als Opfer aussuchen. Bei einer 80-Jährigen aus Oberau in Bozen stießen raffinierte Trickbetrüger allerdings auf Granit.

Die Masche ist oft ähnlich: Unbekannte werden bei Senioren vorstellig und geben sich als Anwälte aus. Dabei erklären sie den Betroffenen, dass ein naher Verwandter in eine Notlage geraten sei und dringend Geld benötige. In Wirklichkeit ist jedoch nichts davon wahr. Wird das Geld erst einmal überreicht, hat sich der vermeintliche Anwalt mit seiner Beute bald in Luft aufgelöst.

So wäre es wohl beinahe auch in diesem Fall gelaufen: Ein höflicher Herr rief bei der 80-Jährigen am Mittwochvormittag gegen 9.30 Uhr an. Er erklärte, ihr Sohn habe einen Autounfall erlitten und würde auf der Stelle 3.600 Euro benötigen – als Vorschuss für die Versicherung. Der Sohn sei zwar wohlauf, doch er brauche das Geld sofort, betonte der Mann.

Zunächst reagierte die 80-Jährige erschüttert. Als sie erklärte, dass sie die Summe nicht bei sich zu Hause habe und zur Bank gehen müsse, lenkte der Unbekannte ein: Auch Goldschmuck könne sie ihm geben. Wichtig sei nur, dass keine Edelsteine darin eingefasst seien. Er wolle das Gold abwiegen, um zu sehen, ob genug davon vorhanden sei. Anschließend werde das Gold abgeholt, erklärte der Mann.

In diesem Moment beschlichen die 80-Jährige Zweifel. Als sie nachhakte, meinte der Mann, sie könne ruhig auflegen und die Notrufnummer 112 anrufen, um bei den Carabinieri nachzufragen. Dies tat die Frau dann auch.

Notruf abgefangen?

Doch offenbar handelte es sich bei den Betrügern um Profis: Als sie von ihrem Schnurlostelefon die 112 wählte, wurde der Anruf abgefangen und an eine falsche Carabinieri-Zentrale weitergeleitet.

Eine Stimme am Telefon bestätigte die Geschichte des vermeintlichen Anwalts. Doch die 80-Jährige war noch immer nicht überzeugt. Nachdem sie noch einmal den „Rechtsanwalt“ kontaktiert hatte, rief sie schließlich ihren zweiten Sohn an.

Dieser warnte sie eindringlich: Sie solle sich nicht von der Stelle rühren und auch niemandem die Tür öffnen. Dies sei sicher ein Betrug.

Die 80-Jährige ist glücklicherweise noch einmal mit einem Schrecken davongekommen. Wie die Täter den Anruf manipulieren konnten, bleibt ihr allerdings nach wie vor ein Rätsel.

Von: mk

Bezirk: Bozen