Von: mk
Bozen – Das Prostatakarzinom ist auch in Südtirol die häufigste Krebserkrankung beim Mann ab dem 50. Lebensjahr. Anlässlich des Europäischen Prostata-Tages lud die Südtiroler Krebshilfe zahlreiche Experten ein, um über die Häufigkeit, Früherkennung und psychoonkologische Betreuung in Südtirol zu berichten.
So aufgeklärt sich unsere Gesellschaft auch geben mag: Über Prostatakrebs wird noch ungern geredet. Die Europäischen Prostata-Krebswochen, die alljährlich im September stattfinden, sind daher für die Südtiroler Krebshilfe stets ein willkommener Anlass, um über um diese „Männersache“ zu berichten. „Wir möchten damit die Scheu vor diesem Thema nehmen und über die diversen Aspekte der Erkrankung umfassend informieren“, so Ida Schacher, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Bei einer Pressekonferenz beleuchteten vier Experten die Prostataerkrankung aus verschiedenen Blickwinkeln und präsentierten spannende Informationen aus den unterschiedlichen Fachgebieten.
Statistische Daten aus Südtirol
Dr. Esther Hanspeter, von der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen, präsentierte statistische Daten aus Südtirol zur Häufigkeit des Prostatakarzinoms, zu den Neuerkrankungen und der Sterblichkeitsrate. Demnach steht der Prostatakrebs mit 18 Prozent an der Spitze der Krebserkrankungen in Südtirol, gefolgt von Tumoren am Kolon-Rektum (16 Prozent), in der Lunge (15 Prozent) und der Blase (elf Prozent). Die jährlichen Neuerkrankungen sind im Steigen begriffen – allerdings auch, weil zunehmend mehr Männer die Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen und der Krebs somit erkannt wird. Im Jahr 2006 erkrankten 337 Männer in Südtirol an Prostatakrebs, im Jahr 2015 wurden 401 Neuerkrankungen diagnostiziert. Das Risiko einer Erkrankung steigt dabei mit dem Lebensalter: Männer ab 50 Jahren sind besonders gefährdet; das Risiko, vor seinem 85. Lebensjahr an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei 17 Prozent. Die positive Nachricht dabei: Die Sterblichkeitsrate ist bei einem Prostatakarzinom wesentlich geringer als bei anderen Tumorarten. Liegt diese beim Lungenkrebs noch bei 26 Prozent, so beträgt sie beim Prostatakrebs rund acht Prozent.
Früherkennung sichert beste Therapie und Überleben
Wesentlich für die Heilungsperspektiven sind die Krebsvorsorge und die Früherkennungsuntersuchungen, die zu den wichtigsten Bausteinen in der Krebserkennung und Therapie zählen, unterstrich Dr. Lukas Lusuardi, Primar an der Abteilung Urologe am Krankenhaus Brixen. Ziel ist es, bösartige Tumore so früh wie möglich auszuforschen, da sich kleinere Geschwülste besser behandeln lassen und dem Patienten längerfristig eine bessere Prognose hinsichtlich Überlebenschancen ermöglichen. Jeder Mann ab 45 Jahren bzw. Männer ab 40 Jahren, die eine familiäre Vorbelastung aufweisen, sollten daher die Vorsorgeuntersuchungen für sich nutzen. Da es erst im Stadium der fortgeschrittenen Erkrankung zu Beschwerden kommt, kann der Prostatakrebs nämlich nur durch eine regelmäßige Früherkennungsuntersuchung (Tastbefund und PSA-Wert im Blut) im Frühstadium diagnostiziert werden. Für die Therapie stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, die sich nach der Art und dem Stadium des Tumors sowie nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten richten.
Psychoonkologische Betreuung und Nachsorge
Eine Krebserkrankung betrifft jedoch nicht nur den Körper, sondern auch die Seele des Betroffenen und deren Angehörigen, erläuterte der Psychoonkologe Dr. Anton Huber vom Dienst für Krankenhauspsychologie am Krankenhaus Bruneck. Für Erkrankte und deren Angehörige steht in Südtirol eine Vielfalt an Unterstützungsangeboten zur Verfügung: von der stationären Begleitung in der Akutphase über die ambulante psychoonkologische Betreuung bis hin zur Psychotherapie oder Gruppenangeboten. Ziel der psychoonkologischen Begleitung ist es, die Betroffenen in dieser sehr belastenden Situation zu stärken und handlungsfähig zu machen, ihn im Umgang mit der Krankheit zu befähigen, die Angst zu bewältigen und dem Ganzen einen Sinn geben zu können. Zugleich vermittelt die psychoonkologische Betreuung gesicherte Informationen zur Krankheit und dem Heilungsprozess.
Ein besonderes Projekt ist hierbei die Selbsthilfegruppe „der baum – aktiv nach Prostataerkrankung“ für Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind. Dr. Hartmann Aichner, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, leitet dieses Gemeinschaftsprojekt der Südtiroler Krebshilfe und des psychologischen Dienstes am Krankenhaus Bruneck, gemeinsam mit dem Psychoonkologen Anton Huber und mit fachlicher Unterstützung des Urologen Lukas Lusuardi. Die Gruppe ermöglicht den persönlichen und respektvollen Austausch unter Betroffenen, vermittelt Informationen und Tipps zur Lebensbewältigung sowie organisiert Kurzvorträge zu aktuellen Themen. Das Projekt richtet sich an alle betroffenen Männer ab dem dritten Monate nach der Diagnose und trägt dazu bei, diese spezielle Situation besser bewältigen zu können.