Christian Welponer (69) hatte im Aostatal großes Glück im Unglück

Dem Tod von der Schippe gesprungen

Samstag, 04. März 2017 | 11:57 Uhr

Von: luk

Aosta/Bozen – Er war 30 Minuten unter einer eineinhalb Meter hohen Schneedecke gefangen. Chrstian Welponer (69) aus Bozen dachte, sein letztes Stündchen hätte geschlagen. Er hatte aber Glück im Unglück und kam mit einem Oberschenkelbruch davon.

Dem Tagblatt Dolomiten erzählt Welponer von den tragischen Minuten. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte er gestern im Krankenbett in Aosta. Er fühle sich wie in einem zweiten Leben. „Ich dachte, jetzt hat mein letztes Stündchen geschlagen.“

Der 69-jährige Bozner war am Donnerstag mit einer fünfköpfigen Gruppe in der Val Veny auf einer geführten Tour des „DAV Summit Club“ unterwegs. Die Sportler waren vom nahen Chamonix gekommen, wo sie zu einer Freeride-Woche waren. Für eine Pulverschnee-Abfahrt fuhr die Gruppe in den „Canale dello Spagnolo“ ein – einzeln, um nicht zu viel Druck auf den Hang zu bringen, der Bergführer voraus, berichtete Christian Welponer gestern. „Die Rinne war sehr steil, zum Teil 50 Prozent Gefälle, und läuft nach unten wie ein Trichter eng zu.“

Etwa auf halber Strecke, auf ungefähr 1900 Metern Höhe, habe sich dann vom linken Seitenhang ein kleineres Schneebrett gelöst. „Es ist aber nichts passiert. Wir sind aber stehen geblieben und haben abgewartet. Da hat es auch schon ,Wusch‘ gemacht, und es wurde finster“, erzählte Welponer. Alle sechs hätten einen Lawinen-Airbag getragen, er habe es aber nicht mehr geschafft, ihn auszulösen. Wie ihm gesagt wurde, sei er ungefähr 100 Meter mitgerissen und dann unter eineinhalb Meter hohen Schneemassen begraben worden. „Ich dachte, jetzt hat mein letztes Stündchen geschlagen“, sagt der Bozner. Gott sei Dank habe sich vor seinem Gesicht eine kleine Lufthöhle gebildet, „ansonsten habe ich keinen Finger rühren können. Der Schnee war hart wie Zement“.

Nach einer halben Stunde habe er dann Stimmen über sich gehört – er wurde gerettet. Am Oberschenkel wurde Welponer gestern noch operiert, er rechnet damit, bald nach Hause zurückkehren zu können. „Man hat mir meinen Helm gezeigt: Er ist bis auf die Hälfte zusammengestaucht. Es ist, als hätte ich ein zweites Leben bekommen“, sagt Welponer.

Der ehemalige „Dolomiten“-Mitarbeiter trauert aber auch um den toten Kameraden aus seiner Gruppe.

Sein Zimmerkollege Jörg ist nämlich unter den drei Todesopfern. Sein zweiter Zimmergenosse Bernhard liegt mit gebrochenen Rippen und einem Schock ebenfalls im Krankenhaus von Aosta.

Bezirk: Bozen

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