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Bozen – In der Rittner Straße 25 in Bozen hat der Verein Dormizil EO gestern das Dormizil „Ulli Lerchbaumer“ eröffnet. Das Haus bietet obdachlosen Menschen künftig vier Angebote: acht Housing-First-Wohnungen, eine Übergangswohnung für fünf Personen, Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie einen Begegnungs- und Veranstaltungsraum. Ab Oktober ziehen die ersten Bewohner ein.
Das Projekt wurde mit Unterstützung von den 39 Südtiroler Raiffeisenkassen und der Raiffeisen Landesbank, welche zusammen in einem gemeinsamen Solidarakt 855.000 Euro zum Umbau beigesteuert haben sowie über 1.600 Spendern, zahlreichen Unternehmen und Stiftungen realisiert. Der Umbau, koordiniert von Pohl Immobilien und geplant von den Architekten Sylvia Lehnig, Markus Lunz und Birgit Dejaco, blieb mit 1,4 Millionen Euro im Kostenrahmen und ist mit Photovoltaik und Wärmepumpe ausgestattet.
Maria Lobis vom Vereinsvorstand erklärte: „Housing First richtet sich an Menschen, die lange obdachlos sind und keine Chance hätten, sich allein wieder in den Wohnungsmarkt einzugliedern.“ Max Zanellini, der bereits als Bewohner des Winterquartiers im Dormizil gelebt hat, berichtete: „Dieses Haus hat mir Sicherheit und Wärme gegeben und mir geholfen, wieder Arbeit zu finden.“
Paul Tschigg, Vereinsvorsitzender, dankte allen Unterstützern: „1.600 Spender geben diesem Haus Struktur und Gesicht – ihnen ist es zu verdanken, dass wir obdachlosen Menschen Hoffnung schenken können.“ Er verwies auch darauf, dass Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Südtirol zunimmt, sichtbar unter anderem an den vielen Anfragen im Dormizil-Nachtquartier in der Vintlerstraße.
Robert Zampieri vom Raiffeisenverband Südtirol ergänzte: „Wohnen ist ein grundlegendes Menschenrecht. Mit diesem Haus schenkt Südtirols Gemeinschaft nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Zuhause mit Lebensqualität.“ Studien zeigen, dass Menschen mit Housing First langfristig stabil wohnen bleiben und aktiv am sozialen Leben teilnehmen. Investitionen in gute Wohnungen für obdachlose Menschen seien sinnvoller und günstiger, als die hohen Folgekosten von Obdachlosigkeit für Notfallmedizin und soziale Dienste.
Von öffentlicher Seite würdigten Landesrätin Rosmarie Pamer und Landeshauptmann Arno Kompatscher das Engagement des Vereins. Das Dormizil wird ab Oktober von 120 Freiwilligen betrieben, die bis Mitte April zusätzlich 25 Menschen im Winterquartier betreuen.
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