Die „fliegenden Kameras“ sind kein Spielzeug

Drohnen: Ein Albtraum für die Flugretter – VIDEO

Sonntag, 19. August 2018 | 09:40 Uhr

Bozen – Bequem vom Balkon eines Hotels aus können Besitzer von Drohnen ihre fliegenden Kameras in eine Höhe von 3.000 bis 4.000 Metern schwirren lassen. Die Aufnahmen, die dabei entstehen, fallen zweifellos atemberaubend aus. Doch für die Rettungskräfte, die mit Hubschraubern zu Einsätzen in Südtirols Bergen fliegen, sind die Geräte der blanke Horror.

„Man sieht sie im letzten Moment und man kann nur hoffen, dass sie nicht beim Fenster hereinkommen oder die Rotorblätter beschädigen. Denn das wäre das Ende“, erklärt Marco Kostner, Pilot beim Aiut Alpin Dolomites, gegenüber dem Alto Adige.

Die Technik erlaubt es Drohnen heutzutage, von Sulden bis zur Spitze des Ortlers zu fliegen. Am Abend veröffentlichen die Besitzer die Bilder dann in den sozialen Netzwerken. Was völlig harmlos klingt, kann für Flugretter jedoch zum tödlichen Verhängnis werden.

Kostner hat bereits unzählige Einsätze hinter sich und zeigt für diese Art von Fahrlässigkeit nur wenig Verständnis. Dabei geht es ihm vor allem um eines: den Menschen klarzumachen, dass Drohnen kein Spielzeug sind, sondern dass es auch Risiken gibt.

Die Geräte erreichen zum Teil Geschwindigkeiten von 70 bis 80 Stundenkilometern. Ihr Gewicht kann nur wenige Gramm bis hin zu mehrere Kilogramm ausmachen. „Sie werden immer größer und immer schneller – und es werden immer mehr. Für uns stellen sie ein großes Problem dar“, erklärt Kostner. Obwohl es mittlerweile klare Regeln gibt, sei das vielen einfach egal. „Wer kontrolliert schon Drohnen auf einer Höhe von 3.000 bis 4.000 Metern? Man kann die Geräte nicht rechtzeitig melden, da sie dann bereits am Horizont verschwunden sind“, betont Kostner.

Erst vor einem Monat konnte sich in der Schweiz ein Hubschrauber-Pilot nach dem Zusammenstoß mit einer Drohne wie durch ein Wunder mit einer Notlandung retten. Auf der Facebookseite des Aiut Alpin Dolomites wurde ein Video veröffentlicht, das zeigt, was passieren kann, wenn man mit Drohnen herumspielt.

 

https://www.facebook.com/chamoniarde/videos/2010176629038826/

 

Dabei sind Drohnen selbst bei Rettungseinsätzen oft nützlich. „Es sind Hilfsmittel, die bei der Suche von Vermissten eingesetzt werden können. Man kann sie auch verwenden, um Bilder eines Lawinen- oder Murenabgangs zu senden oder um lebensrettende Materialien in unwegsames Gelände zu transportieren“, erklärt Giorgio Gajer, Präsident der Bergrettung im CAI, laut Alto Adige. Nicht das Instrument selbst ist demnach das Problem, sondern es geht um den verantwortungsvollen Umgang damit. Das Risiko eines Zusammenstoßes mit einem Hubschrauber, einem Flugzeug oder einer anderen Person sei nicht zu unterschätzen.

Auch das Gesetz stuft Drohnen längst nicht mehr als Spielzeug ein. Geräte, die mehr als 300 Gramm wiegen, müssen wie ein Flugzeug registriert und versichert werden. Auch der Pilot, der die Drohne vom Boden aus steuert, benötigt einen Flugschein. Der Basiskurs umfasst 16 Theorie- und fünf Praxisstunden. Anschließend muss eine Prüfung abgelegt werden – wiederum in Theorie und Praxis.

Der Pilot einer Drohne darf nie den Sichtkontakt mit dem Gerät verlieren. Die maximale Distanz darf die 500 Meter nicht überschreiten. Außerdem dürfen Drohnen nicht höher als 150 Meter fliegen und zu bewohnten Siedlungen muss ein Mindestabstand von 150 Metern gewahrt werden. Will man diese Grenzen überschreiten, ist eine weitere Qualifizierung und somit auch ein weiterer Kurs nötig.

Von: mk

Bezirk: Bozen