Von: APA/dpa/Reuters
Im Osten Russlands ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. Das teilte der russische Zivilschutz mit. An Bord des Flugzeugs, das auf dem Weg nach Tynda im Amurgebiet an der Grenze zu China war, waren laut Gouverneur Wassili Orlow 49 Personen. Die Maschine, eine Antonow vom Typ An-24, verschwand am Nachmittag kurz vor dem Ziel vom Radar. Sie sei beim zweiten Anflug auf Tynda gewesen, als das Signal erlosch, teilten die Behörden mit. Zuvor habe die Crew keine Probleme gemeldet.
Rettungskräfte fanden das brennende Flugzeugwrack rund 15 Kilometer vom Flughafen entfernt. Die Rettungsarbeiten wurden durch die dort vorherrschende Moor- und Taiga-Landschaft erschwert. Die Gegend ist nur sehr dünn besiedelt.
Noch keine Überlebenden entdeckt
Aus der Luft wurden keine Überlebenden entdeckt. Der Rettungshubschrauber konnte nicht am Unglücksort landen. Später bestätigte der Katastrophenschutz die Einschätzung, als ein Bodentrupp die Absturzstelle erreichte: Überlebende gebe es vorläufigen Informationen nach nicht, teilte die Behörde mit.
Das Flugzeug war in der Großstadt Chabarowsk gestartet. Nach einem Zwischenstopp in Blagoweschtschensk sollte es in Tynda – rund 5.000 Kilometer von Moskau entfernt – landen.
Uralte Flugzeugflotte
Die An-24 ist eines der ältesten noch betriebenen Passagierflugzeuge weltweit. Die Serienproduktion begann Anfang der 1960er-Jahre. Die Unglücksmaschine selbst war Medienberichten nach knapp 50 Jahre alt. Die Fluglizenz war demnach aber noch bis 2036 gültig.
Die russische Luftfahrtbranche kämpft mit zunehmenden Problemen, auch weil die westlichen Industrieländer wegen des 2022 von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen gegen den Sektor verhängt haben. Die Lieferung von Flugzeugen und Ersatzteilen an Russland ist verboten. Das führt dazu, dass viele Airlines im Land immer ältere Maschinen nutzen und außer Dienst gestellte Flugzeuge für Ersatzteile nutzen.
Strafverfahren eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft leitete nach dem Absturz ein Strafverfahren gegen die Fluggesellschaft Angara wegen des Verstoßes gegen Sicherheitsbestimmungen ein. Das Flugzeug selbst soll allerdings unmittelbar vor dem Abflug überprüft worden sein. Sicherheitsmängel wurden demnach nicht festgestellt.
Korruption ist in Russland weit verbreitet. Oft werden Überprüfungen nur formell durchgeführt. Bereits in der Vergangenheit haben solche Nachlässigkeiten – oft einhergehend mit der Annahme von Bestechungsgeldern – zu schweren Unfällen geführt.
Im aktuellen Fall gehen die Ermittler Medienberichten zufolge vor allem dem Verdacht menschlichen Versagens nach. Als wahrscheinlichste Ursache gilt demnach ein Pilotenfehler. Die Crew soll unter schwierigen Wetterbedingungen die Flughöhe falsch eingeschätzt und dabei womöglich eine Baumkrone gestreift haben, heißt es.
Bereits vier Vorfälle mit der Maschine
In Russland werden die An-24 von kleineren Regionalfluggesellschaften betrieben. Die sind in der Regel knapp bei Kasse und können sich modernere Flieger nicht leisten. Das gilt auch für die Airline Angara. Bei der Unglücksmaschine mehrten sich in den vergangenen Jahren die Warnzeichen. Seit 2018 hat die russische Flugaufsichtsbehörde Rosawijazija offiziell vier sicherheitsrelevante Vorfälle mit dem Flugzeug festgestellt.
In dem Jahr rutschte die An-24 in der sibirischen Großstadt Irkutsk nahe dem Baikalsee über die Rollbahn hinaus und stieß gegen einen Lichtmast. Dabei wurde die linke Tragfläche beschädigt. Menschen kamen aber nicht zu Schaden. 2022 gab es während eines Flugs eine gefährliche Annäherung an eine andere Maschine im Luftraum. Im selben Jahr musste die An-24 kurz nach dem Start umkehren, weil der Generator versagte. Im März 2025 wiederum bat die Crew kurz nach dem Start um die Rückkehrerlaubnis, weil eine Funkanlage an Bord ausgefallen war.
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