Urteilsbegründung liegt vor

Ehemann vergiftet, um abzukassieren

Mittwoch, 12. Februar 2020 | 11:28 Uhr

Bozen – Zweimal ist Jana Surkalova wegen Mordes an ihrem Ehemann zur Höchstrafe verurteilt worden. Nun steht noch das Urteil des Kassationsgerichts aus. Josef Surkala war in Leifers als landwirtschaftlicher Saisonarbeiter tätig gewesen und verstarb in der Nacht auf den 13. Dezember 2013 an einer Überdosis Methanol, nachdem ihn seine Frau besucht hatte. Während die Angeklagte nun auf das Urteil des Kassationsgerichts wartet, liegt unterdessen die Urteilsbegründung vor, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Im Berufungsverfahren in Bozen kam das Schwurgericht zum Schluss, dass die Frau die Tat bereits Wochen vorher auf minutiöse Weise geplant habe, indem sie etwa im Internet die tödlichen Auswirkungen von Methanol studiert hatte. Jana Surkalova, die in Tschechien ansässig ist, wurde sowohl in der ersten als auch in der zweiten Instanz zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen mehrfach erschwerter vorsätzlicher Tötung verurteilt – auch wenn es sich im Wesentlichen um einen Indizienprozess handelte.

Doch obwohl die Frau bislang stets jegliche Schuld bestritten hat, scheinen die Hinweise schwerwiegend genug zu sein, die die Untersuchung der Staatsanwaltschaft ans Tageslicht gefördert hat.

Im Jahr 2013 hatte die Frau ihren Mann in Leifers vorher bereits zweimal besucht – einmal im Oktober und dann im November. Dies war eher ungewöhnlich, da sie in Tschechien lebte. Sowohl im Oktober als auch im November fühlte sich der Mann nach dem Besuch gesundheitlich angeschlagen und zeigte Symptome einer Vergiftung. Unter anderem waren seine Haut und seine Augen gelblich. Außerdem klagte er über Sehprobleme und Übelkeit.

Josef Surkala hatte sich jedoch beide Male wieder gefangen –bis seine Frau ihn am 11. Dezember erneut besuchte. Im Zuge der Ermittlungen wurde sehr bald ausgeschlossen, dass der Mann das Methanol aus Versehen getrunken hat. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte auch ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Verzweiflungstat handelte: Surkala hatte nicht unter Depressionen gelitten.

Stattdessen kamen die Ermittler zum Schluss, dass ihm das Methanol von seiner Frau verabreicht worden war, wobei sie das Gift vermutlich in einen Tee gemischt hatte.

Jana Surkalova hatte am Tag ihrer Abreise nach Südtirol eine große Menge an Methanol erworben – insgesamt acht Liter zu einem Preis von 300 Kronen. Das Methanol wurde später in ihrer Wohnung in Tschechien in einem Kanister gefunden.

In der Urteilbegründung hat das Richterkollegium nun unterstrichen, dass die Ehe der beiden alles andere als harmonisch gewesen sei. Die Frau soll es außerdem auf die Prämie einer Lebensversicherung abgesehen haben, die der Mann abgeschlossen hatte. Weil er mit der Zahlung im Rückstand gewesen war, ist die Versicherung allerdings nicht erneuert worden. Der Frau wären eine Million tschechischer Kronen zugestanden, die einer Summe von rund 40.000 Euro entsprechen.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland