Von: mk
Meran – Gefühle sind ein normaler Bestandteil unseres Alltags. Jeder von uns erlebt von Zeit zu Zeit, dass die Emotionen außer Kontrolle geraten, aber bei manchen Menschen passiert das häufiger. Sie spüren Höhen sowie Tiefen extremer und diese Schwankungen beeinflussen ihr Leben enorm. Eine junge Meranerin gründet nun eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die so wie sie selbst dramatische Stimmungsschwankungen erleben.
Ihre Gefühle fahren mit ihr Achterbahn. Bereits als Jugendliche war das so. Nur wusste Lisi damals noch nicht, was mit ihr los war. „Schon im Alter von 17 Jahren hatte ich immer wieder mit Tiefs zu kämpfen“, erzählt Lisi, „Auf und Abs kennt jeder Mensch. Aber das war mehr. Heute weiß ich, es ist eine Krankheit, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung.“
Die heute 38-jährige Meranerin hat einen über zwei Jahrzehnte dauernden Kampf mit sich selbst hinter sich. Sie leidet an starken Gefühls- und Stimmungsschwankungen sowie wiederholten Depressionen. Sie reagiert hochsensibel – oft mit Wutausbrüchen – auf ihr Umfeld. „Wut und Aggressivität, Angst, innere Leere, Einsamkeit, Schlaflosigkeit. Das ist auf Dauer schwer auszuhalten“, sagt Lisi, „für mich selbst, aber auch für meine Umwelt und Mitmenschen.“
Lange schämte sie sich dafür. Und sie hat auch mit niemanden darüber geredet. Erst vor genau einem Jahr entschloss sich Lisi zum Psychologen zu gehen. „Ich war total am Ende“, erinnert sie sich. Es folgte ein längerer Aufenthalt im Therapiezentrum Bad Bachgart. Dort bekam Lisi, dank der vielen Therapiebausteine und vor allem durch ihre engagierte Psychologin/Psychotherapeutin, die sie 19 Wochen lang begleitete, die Diagnose „Borderline“.
Sie weiß nun endlich: Ihre ständigen und extremen Gefühlsschwankungen sind die Folge einer Persönlichkeitsstörung und führen zu Instabilität sowie einer ausgeprägten Impulsivität.
Die Therapie und der Kontakt mit anderen Betroffenen hat ihr sehr geholfen. Diesen Kontakt und den Austausch mit Gleichbetroffenen möchte sie nun weiterführen und die Selbsthilfegruppe „Pinguin sein“ gründen. Der Start der Selbsthilfegruppe ist für den 18. September geplant, um 17.00 Uhr findet das erste Treffen in Meran statt. Lisi sucht deshalb andere Leute, die wie sie ins kalte Wasser springen und sich melden. Zweimal monatlich, immer am ersten und dritten Montag im Monat, werden Treffen stattfinden.
„Ich fühlte mich immer als Außenseiterin. Alleine und deplatziert wie ein Pinguin in der Wüste“, sagt Lisi. Dabei sind Pinguine ganz hervorragende und elegante Schwimmer. Alle die mit Lisi „mitschwimmen“ wollen, können sich gerne melden und sind bei den Treffen willkommen.
Infos über die E-Mail pinguinsein@yahoo.com oder bei der Dienststelle für Selbsthilfe im Dachverband für Soziales und Gesundheit, Tel. 0471 1888110.