Schule der Freiheit: Schüler lernen das Gefängnis kennen

Es geht um Menschen, nicht um Straftaten

Mittwoch, 29. November 2017 | 11:16 Uhr

Bozen – Manche Ambitionen bereichern das Leben, manche machen es ärmer. Sie können ins Gefängnis führen, oder im Gefängnis zur Motivation für einen Neubeginn werden. Der Themenkreis Gefängnis, die schmale Grenze zwischen kleinen Übertretungen und Illegalität, risikoreiche Verhaltensmuster und die eigene Gewaltbereitschaft werden heuer zum fünften Mal an rund zehn Südtiroler Schulen in den Vordergrund gerückt. Sie beteiligen sich am Projekt „Schule der Freiheit“ der Gesamtstaatlichen Konferenz der Freiwilligen in der Justiz (Conferenza Nazionale Volontariato Giustizia), das in Südtirol vom Caritas-Dienst Odós umgesetzt wird. Insgesamt 500 Mittel- und Oberschüler nehmen heuer daran teil. „Wir wollen Modelle für den Strafvollzug aufzeigen, die verstärkt auf Menschlichkeit setzen und daher die Wiedereingliederung fördern“, erklärt Alessandro Pedrotti, der Leiter von Odòs.

Es geht um Menschen, nicht um Straftaten: Darauf macht das Projekt “Schule der Freiheit” aufmerksam, das von November bis Jänner in ganz Italien durchgeführt wird. Dabei treten zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander, nämlich die Schule und das Gefängnis. Das Projekt der Gesamtstaatlichen Konferenz der Freiwilligen in der Justiz (Conferenza Nazionale Volontariato Giustizia) wird in Südtirol bereits zum fünften Mal vom Caritas-Dienst Odòs umgesetzt. Odòs begleitet Häftlinge und ehemalige Häftlinge und fördert deren Wiedereingliederung in Gesellschaft und Arbeitswelt. Schon seit einigen Tagen sind die Mitarbeiter des Caritas-Dienstes gemeinsam mit Freiwilligen in den Südtiroler Mittel- und Oberschulen unterwegs, um gemeinsam mit den Schülern über Gesetze und Regeln zu diskutieren sowie über Abweichungen und die möglichen Folgen nachzudenken.

Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler in ganz Südtirol beteiligen sich in den nächsten Wochen am Projekt „Schule der Freiheit“, das bis Ende Jänner angeboten wird. Am Donnerstag, 30. November von 9.00 bis 10.40 Uhr, sind die Schüler des Oberschulzentrums Galileo Galilei von Bozen an der Reihe. Gemeinsam mit den Mitarbeitern von Odós werden die jungen Leute die Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse hinterfragen und über eine Justiz der Versöhnung durch konstruktive Strafen, anstatt einer Justiz der Vergeltung diskutieren.

“Dieses Jahr stellen wir die persönlichen Ambitionen und Leidenschaften in den Mittelpunkt”, erklärt der Verantwortliche des Dienstes Odós, Alessandro Pedrotti, „Denn manche Ambitionen können das Leben bereichern, manche machen es ärmer. Wenn Jugendliche auf ihrem Lebensweg neue Ambitionen und Interessen entdecken, werden wichtige Entscheidungen fällig. Die jungen Menschen müssen wählen, welchen Interessen sie nachgehen und welchen nicht. Diese Entscheidung kann zu einem Scheideweg in ihrem Leben werden. Genauso gefährlich kann es sein, gar keine Ambitionen zu haben, weil dann gefährliche Abkürzungen verlockender werden“, erklärt Pedrotti. In den Klassenzimmern wird auch über risikoreiche Verhaltensmuster bei Minderjährigen gesprochen, über die häufigsten Straftaten und über alternative Modelle für den Strafvollzug. „Auch die allgemeine Sicherheit wird ein Thema sein. Wir besprechen, inwiefern die Förderung von sozialer und beruflicher Wiedereingliederung von Straftätern eine Investition in die Sicherheit der gesamten Gesellschaft bedeutet“, sagt abschließend Pedrotti.

Für weitere Informationen zum Projekt „Schule der Freiheit“ stehen die Mitarbeiter des Caritas-Dienstes Odòs unter Tel. 0471 054 080 oder odos@caritas.bz.it zur Verfügung.

Von: mk

Bezirk: Bozen