Spurensicherer wieder im Einsatz

Fall Neumair: Verdächtige Reinigung und die Angst der Mutter

Donnerstag, 04. Februar 2021 | 09:53 Uhr

Bozen – Scheinbar ohne Unterlass sind die Ermittler im Fall des vermissten Bozner Ehepaares am Werk, um neue Erkenntnisse über die Geschehnisse des 4. Jänners zu gewinnen. Die Tageszeitung Alto Adige berichtet, dass am Mittwoch die Spurensicherer ein weiteres Mal am Wohnort des Paares in der Bozner Runkelsteinstraße zugegen waren. Schon am Dienstagnachmittag fand eine groß angelegte Untersuchung statt, bei der auch Luminol eingesetzt worden war.

Was hat Benno mit Bleichmittel gereinigt?

Die Carabinieri der Sondereinheit RIS haben laut dem Bericht in der Wohnung, im Garten und in Kellerräumlichkeiten nach Spuren gesucht. Ein weiterer Zeuge hatte sich nämlich gemeldet. Er will Benno Neumair (30) beim Hantieren mit einer Flasche Bleichmittel gesehen haben. An einer bestimmten Stelle soll er nach dem Verschwinden seiner Eltern damit Reinigungsarbeiten durchgeführt haben.

Das soll auch der Hauptgrund für den zweitägigen Einsatz der Spurensicherung rund einen Monat nach dem Verschwinden des Ehepaars Neumair/Perselli gewesen sein. Der Verdächtige hatte somit zwei Flaschen des Reinigungsmittels gekauft. Eine wurde bekanntlich Tage nach dem Verschwinden beschlagnahmt, als Benno damit das Auto reinigen wollte. Bleichmittel oder Wasserstoffperoxid ist in der Lage, organische Spuren zu beseitigen. Sowohl Blut als auch das Reinigungsmittel kann mit Luminol und Schwarzlicht sichtbar gemacht werden.

Alto Adige

Erneute Suche an der Etsch ergebnislos

Am gestrigen Mittwoch wurde auch wieder entlang der Etsch bei Pfatten gesucht – erneut ohne Ergebnis. Benno Neumair sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, seine Eltern getötet und die Leichen versteckt zu haben. Auch die Fernsehsendung “Chi l’ha visto?” hat sich am Mittwochabend wieder mit dem Fall befasst.

Grünes Licht für Beweissicherungsverfahren

Richterin Carla Scheidle hat gestern zudem die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung darüber informiert, dass sie grünes Licht für das Beweissicherungsverfahren gegeben hat. Als nächsten Schritt müssen die Gutachter ernannt werden. Neben dem Amtssachverständigen, der von der Richterin benannt wird, können auch die einzelnen Parteien einen Gutachter entsenden. Auch Benno Neumairs Schwester Madé könnte dazugehören. Sie hat sich nämlich inzwischen an Rechtsanwalt Carlo Bertacchi gewandt, der ihre Interessen in dem Fall vertreten wird.

ANSA

Bewegungen des Volvos im Fokus

Während also an nahezu allen Fronten ermittelt und vorbereitet wird, verfolgen die Behörden eine weitere Spur, die auch die Mithilfe der Bevölkerung bedarf. Die Bewegungen des Volvos V70 der Familie Neumair am Abend des 4. Jänner sollen genau rekonstruiert werden. Bekanntlich war Benno Neumair damit zu seiner Bekannten nach Auer gefahren. Wer dazu sachdienliche Informationen hat, sollte sich an die Carabinieri wenden.

Mutter hatte Angst vor Benno

Indes wurde auch ein weiterer Umstand bekannt, der zur Bestätigung der U-Haft für Benno Neumair geführt haben soll. Seine Mutter, Laura Perselli (68) hatte offenbar Angst vor ihrem Sohn. Einer Freundin hatte sie im Sommer eine Reihe von WhatsApp-Sprachnachrichten zukommen lassen. Darin erzählte sie, dass sie von einigen Verhaltensweisen des 30-Jährigen erschrocken sei. Scheinbar ging die Sorge so weit, dass die beiden Eheleute dazu übergingen, in der Nacht die Schlafzimmertür zu verriegeln. Bekanntlich stand die Familie kurz davor, eine benachbarte Wohnung für Benno Neumair anzumieten. Möglicherweise wollte man das Problem durch eine räumliche Trennung beheben.

Facebook/Landesfeuerwehrverband Südtirol

Von: luk

Bezirk: Bozen