Fragebogen des Sanitätsbetriebs in der Kritik

Frage nach Rasse erzürnt Lehrer – Sanitätsbetrieb reagiert

Montag, 28. Januar 2019 | 15:57 Uhr
Update

Bozen – In einem Fragebogen des Sanitätsbetriebs ist ein Feld aufgetaucht, dass für Wirbel sorgt.

Dort wird nach der Rasse des jeweiligen Schülers gefragt. Es handelt sich dabei um ein Formular des Dienstes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, das in den vergangenen Tagen den Lehrern einer Mittelschule zugeschickt wurde, um das Verhalten von Schülern einzustufen.

Gegenüber der Tageszeitung Alto Adige erklären die Lehrer, dass sie zwar verstehen, dass es sich um einen standardisierten und in den USA ausgearbeiteten Fragebogen handelt, warum aber niemand im Sanitätsbetrieb die Frage nach der Rasse aufgefallen sei, verwundere sie. Hierzulande sei das jedenfalls nicht normal.

Sie haben die Sache an die zuständige Stelle gemeldet.

Nationaler Protest

Auch auf nationaler Ebene gab es Beschwerden. Eine Kammerabgeordnete des PD will eine Anfrage bei der Gesundheitsministerin einreichen, sie fordert den sofortigen Rückzug des Fragebogens und eine Entschuldigung der Veranwortlichen. Laut PD ist die Fragestellung sogar verfassungswidrig.

Sanitätsbetrieb reagiert

Indes hat der Sanitätsbetrieb reagiert und zugesichert, dass das Formular überarbeitet wird. Es handle sich um einen Übersetzungsfehler.

“Bürgerinnen und Bürger haben den Südtiroler Sanitätsbetrieb darauf aufmerksam gemacht, dass innerhalb eines Fragebogens der Kinder- und Jugendpsychiatrie auch die „Rasse“ abgefragt wird. Geschuldet ist dieser Begriff einem Übersetzungsfehler des weltweit standardisierten Original-Fragebogens in Englisch. Das Formular wird nun umgehend überarbeitet”, so der Sanitätsbetrieb in einer Aussendung.

“Der genannte Fragebogen entspricht der international anerkannten „Child Behavior Checklist“ (CBCL) und ist eines der Bewertungsinstrumente im diagnostischen Prozess bei jungen Patientinnen und Patienten mit neuropsychiatrischen Beschwerden. Der Fragebogen ist ein anerkanntes und von vielen wissenschaftlichen Institutionen empfohlenes Instrument – einschließlich der italienischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie (Società Italiana di Neuropsichiatria dell’Infanzia e dell’Adolescenza – SINPIA). Die „Child Behavior Checklist“ ist Teil des am ASEBA- Institut (Achenbach System of Empirically Based Assessment) in Burlington, USA entwickelten Systems von Fragebögen. Da diese Fragebögen in mehr als 60 Sprachen übersetzt werden, können interkulturelle Vergleiche vorgenommen werden. Fragen zur Herkunft und kultureller Herkunft der jungen Patientinnen und Patienten sind also nicht nur wesentlich für eine individuelle Behandlung, sondern auch für eine weltweite wissenschaftliche Vergleichbarkeit.”, heißt es weiter.

“Allerdings”, so SABES-Generaldirektor Florian Zerzer, “hätte der englische Begriff „race“ niemals mit „Rasse“ übersetzt werden dürfen”: „In Europa wird dieser Begriff anders verstanden und wahrgenommen als etwa in den USA. Im Namen des Südtiroler Sanitätsbetriebes entschuldige ich mich für die Verwendung in diesem Zusammenhang“, so SABES-Generaldirektor Florian Zerzer, „aber wie wir alle wissen, fallen, wo gehobelt wird, auch Späne und Fehler passieren leider. Ich danke den aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern, die uns darüber informiert haben. Der Übersetzungsfehler wird umgehend behoben.“

Von: luk

Bezirk: Bozen