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Nach Tod von Neugeborenen: Handspülmittel wird nicht mehr benutzt

Samstag, 16. August 2025 | 15:20 Uhr
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Von: mk

Bozen – Die Situation auf der Neugeborenen-Intensivstation des Krankenhauses Bozen ist derzeit unverändert. Der gesundheitliche Zustand der zehn aufgenommenen Frühchen ist nach wie vor stabil.

Auf Anordnung der Justizbehörde, durch die NAS, wurde vorsichtshalber und in Erwartung der weiteren Überprüfungen von Seiten der Generaldirektion heute Vormittag die Anweisung erlassen, ein möglicherweise kontaminiertes Handspülmittel vorerst in allen Krankenhäusern des Landes nicht mehr einzusetzen. Diese Anweisung gilt bis auf Widerruf.

Wie bereits im Rahmen der Pressekonferenz vergangenen Donnerstag betont, sind die Geburtsabteilung, aber auch alle anderen Abteilungen und Dienste des Krankenhauses Bozen nicht betroffen und arbeiten regulär und in vollem Umfang.

Kein Platz in Trient nach Tod von Frühgeborenen

Wie am Donnerstag berichtet, sind am Bozner Landeskrankenhaus innerhalb weniger Stunden zwei Frühgeborene gestorben. Die Kinder, die wenige Tage bzw. Wochen alt waren, lagen auf der Neugeborenen-Intensivstation. Als Vorsichtsmaßnahme hat der Sanitätsbetrieb die Neuaufnahme von Hochrisikofrühgeborenen gestoppt. In Absprache mit dem Krankenhaus Santa Chiara in Trient sollten alle Schwangeren mit Geburtsbestrebung vor der abgeschlossenen 32. Schwangerschaftswoche dorthin gebracht werden. Doch dabei hapert es nun offenbar.

Wie Alto Adige online berichtet, verfügen weder die Intensivstation noch die Subintensivstation für Neugeborene in Trient über ausreichend Kapazität. Weil nur 16 Plätze zur Verfügung stehen, ist das Krankenhaus nicht in der Lage, weitere Patienten aus Südtirol aufzunehmen.

Dabei mangelt es weniger an physischem Raum, sondern vielmehr an Personal. Mit mehr Angestellten könnten die Kapazitäten auf 20 Betten erhöht werden, doch aktuell arbeitet die Abteilung bereits an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. In der Nacht zu Mariä Himmelfahrt konnte daher eine Meranerin in der 27. Schwangerschaftswoche nicht nach Trient verlegt werden.

In der Zwischenzeit laufen in Bozen die Ermittlungen weiter. Die Carabinieri der Sondereinheit NAS haben eine Untersuchung durchgeführt. Die verstorbenen Neugeborenen sollen auf Anweisung der Staatsanwaltschaft in der kommenden Woche obduziert werden.

Der Tod der beiden Frühchen hat weit über Bozen hinaus Betroffenheit ausgelöst. Neben der schwerwiegenden Probleme, die auf die extreme Frühgeburtlichkeit zurückzuführen sind, wurde bei beiden Kindern, die beide ein Geburtsgewicht von weniger als 1.000 Gramm hatten, eine Infektion mit dem Bakterium Serratia marcescens festgestellt. Dies ist ein in der Umwelt weit verbreiteter Keim, der unter anderem in Wasser, Boden, Pflanzen, Tieren und auch beim Menschen vorkommt. Für gesunde Personen ist dieser Keim in der Regel ungefährlich; für sehr kleine Frühgeborene ist die Infektion jedoch potenziell lebensgefährlich.

Im Krankenhaus Bozen wurden und werden alle vorgesehenen Präventionsmaßnahmen angewandt. So sind Prozeduren für die korrekte Handhygiene sowie Standardhygienemaßnahmen implementiert, die vom Personal strikt eingehalten werden. Auch wird routinemäßig einmal wöchentlich bei allen Frühgeborenen ein Screening durchgeführt, bei denen diese auf Keime getestet werden. Trotz all dieser Präventionsmaßnahmen können Fälle nicht hundertprozentig verhindert werden.

Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen

In enger Abstimmung mit der Direktion des Südtiroler Sanitätsbetriebes hat das Team der Neugeborenen-Intensivstation weitere Maßnahmen, die über die bereits bestehenden strengen Hygienemaßnahmen hinausgehen, eingeleitet. So wurden etwa Proben von den Händen des Personals genommen sowie eine Umgebungsuntersuchung durchgeführt – sowohl in der neonatologischen Intensivstation als auch in der Neugeborenenstation des Operationsbereichs der Geburtshilfe. Die Ergebnisse aller bisher durchgeführten Tests waren negativ. Außerdem wird die neonatologischen Intensivstation zurzeit schrittweise komplett desinfiziert.

Gleichzeitig wird die Neugeborenen-Intensivstation im Bozner Krankenhaus kurzfristig in die Räumlichkeiten der ehemaligen Erwachsenen-Intensivstation übersiedelt.

Die Geburtsabteilung, die Intensivmedizin für Erwachsene und alle anderen Abteilungen sind nicht betroffen und arbeiten ohne Einschränkungen weiter.

Bezirk: Bozen

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