Die Berg-Dinos vom Stilfser Joch

Sensationsfund: Tausende Dinosaurierspuren am Stilfser Joch entdeckt

Dienstag, 16. Dezember 2025 | 09:41 Uhr

Von: idr

Mailand – Ein zufälliger Schnappschuss hat zu einer der bedeutendsten paläontologischen Entdeckungen Italiens der letzten Jahrzehnte geführt. Im Nationalpark Stilfser Joch sind Tausende Dinosaurier-Fußabdrücke aufgetaucht, die etwa 210 Millionen Jahre zurückreichen.

Die spektakulären Spuren ziehen sich über mehrere Kilometer hinweg durch das Fraele-Tal bei Valdidentro, zwischen Livigno und Bormio. Auf fast senkrechten Dolomitwänden zeichnen sich hunderte Meter lange Pfade ab, manche Abdrücke so detailreich erhalten, dass sogar einzelne Finger und Krallen erkennbar sind. Einige der Fußspuren messen bis zu 40 Zentimeter im Durchmesser.

Dinospuren in der Lombardei
ANSA/ELIO DELLA FERRERA/US SOPRINTENDENZA ARCHEOLOGICA COMO, LECCO, SONDRIO E VARES

Die Region Lombardei und der Paläontologe Cristiano Dal Sasso vom Naturhistorischen Museum in Mailand verkündeten den Fund am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Mailand: „Es handelt sich um ein wahres ‚Dinosauriertal‘, das sich über Kilometer erstreckt: Es ist die größte Fundstätte in den Alpen und eine der ergiebigsten weltweit“, erklärte Dal Sasso. Der Wissenschaftler bezeichnet die Entdeckung als vermutlich bedeutendste paläontologische Errungenschaft italienischer Dinosaurierforschung seit dem Fund von Ciro, einem außergewöhnlich gut erhaltenen kleinen Raubsaurier.

Zufallsfund eines Fotografen

Dem Naturfotografen Elio Della Ferrera gebührt der Verdienst, auf die Spuren aufmerksam geworden zu sein. Als er am 14. September im Fraele-Tal unterwegs war, um Hirsche und Bartgeier zu fotografieren, bemerkte er die aus dem Fels hervorragenden Abdrücke. Seine Aufnahmen schickte er umgehend an Dal Sasso und die zuständigen Behörden.

Dinospuren in der Lombardei
ANSA/ELIO DELLA FERRERA/US SOPRINTENDENZA ARCHEOLOGICA COMO, LECCO, SONDRIO E VARESE

Nach ersten Analysen dürften die Fußabdrücke von Prosauropoden aus der späten Trias stammen. Diese langhalsigen Pflanzenfresser mit verhältnismäßig kleinen Köpfen gelten als Vorläufer der gewaltigen Sauropoden des Jura, zu denen etwa der Brontosaurus zählt. Die kräftig gebauten Tiere verfügten über scharfe Krallen an Händen und Füßen. Ausgewachsene Exemplare mancher Arten erreichten eine Länge von bis zu zehn Metern.

Ganze Herden streiften durch die Lombardei

Die parallel verlaufenden Fährten liefern eindrucksvolle Belege für Herdenverhalten. „Dies sind deutliche Beweise für Herden, die sich synchron bewegten“, präzisierte Dal Sasso. Noch faszinierender: Es finden sich auch Spuren komplexerer Verhaltensweisen, etwa von Tiergruppen, die sich kreisförmig zusammenfanden – womöglich zu Verteidigungszwecken.

Dinospuren in der Lombardei
ANSA/ELIO DELLA FERRERA/US SOPRINTENDENZA ARCHEOLOGICA COMO, LECCO, SONDRIO E VARESE

Die heutige nahezu senkrechte Position der Abdrücke ist eine Folge der gewaltigen geologischen Kräfte, die später die Alpenkette auffalteten. Die Fundstätte ist nicht über Wanderwege erreichbar, weshalb Drohnen und Fernerkundungstechnologien zum Einsatz kommen müssen. Dal Sasso betont, dass die vollständige Untersuchung vermutlich noch Jahrzehnte dauern wird.

Ob der Fund sich auf die in zwei Monaten beginnenden Olympischen Winterspiele in Mailand-Cortina auswirken wird, ist bisher noch nicht bekannt. In jedem Fall könnten Dino-Maskottchen in diesem Jahr hoch im Kurs stehen.

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