Die mutmaßlichen Bankräuber standen in Innsbruck vor Gericht

Banküberfälle in Tirol: Erstangeklagter teilgeständig

Montag, 04. August 2025 | 11:24 Uhr

Von: apa

Nach fünf Banküberfällen in Innsbruck und Kufstein von November 2023 bis Juli 2024 haben sich am Montag zwei Männer im Alter von 26 und 33 Jahren am Innsbrucker Landesgericht verantworten müssen. Dem 26-jährigen Erstangeklagten wurde schwerer Raub und erpresserische Entführung vorgeworfen, dem 33-Jährigen Beitragstäterschaft zum schweren Raub in zwei Fällen. Der Zweitangeklagte stritt zu Prozessbeginn alles ab, der Erstangeklagte plädierte auf “teilweise schuldig”.

Die Gesamtbeute bei den gewaltsamen Überfällen belief sich auf rund 580.000 Euro. Der Hauptangeklagte und mutmaßliche Haupttäter habe zwar zum Teil bei ihm gewohnt, er kenne ihn jedoch “nur flüchtig”, gab der Zweitangeklagte vor Richter Norbert Hofer und den Geschworenen zu Beginn der Verhandlung bei seiner Einvernahme an. “Er hat rund zweieinhalb Wochen in meiner Wohnung geschlafen. Er war dabei ständig auf Kokain und hatte auch eine Pistole”, sagte der Russe. Selbst habe er aber weder zu den Banküberfällen beigetragen noch habe er von solchen wirklich Kenntnis gehabt. Es sei jedoch die Rede davon gewesen, dass der Erstangeklagte “am Innsbrucker Mitterweg irgendetwas machen will”, führte er aus.

Erstangeklagter: “Teilweise schuldig”

Der Erstangeklagte war am späteren Vormittag zunächst noch nicht mit seiner Befragung an der Reihe. Dessen Verteidiger verlautete aber in seinem Eröffnungsplädoyer, dass sich sein Mandant zu Beginn der auf zwei Tage anberaumten Verhandlung “teilweise schuldig” bekennen werde. Auch eine entsprechende Stellungnahme sei bereits bei Gericht eingelangt. Der letzte, besonders brutale Banküberfall gehe zwar auf sein Konto, die restlichen vier Überfälle jedoch nicht. “Mein Mandant kennt aber den Täter und wird in dieser Sache zur Wahrheitsfindung beitragen”, kündigte der Verteidiger an. Richter Hofer verlautbarte daraufhin, diesbezügliche “Erhebungen und Ausforschungen” in die Wege zu leiten. Eine Zeugin am Nachmittag soll in dieser Hinsicht neue Erkenntnisse bringen.

Eingangs hatte Staatsanwalt Markus Grüner jedenfalls davon gesprochen, dass alles darauf hindeute, dass es sich bei den fünf Banküberfällen um denselben Täter handle. “Der Bankräuber ging stets dermaßen brutal vor, dass einfach alles zusammenpasst”, führte er aus. Er habe zum Teil Bankangestellte als Geiseln genommen oder auch eine Waffe an die Schläfe gehalten. Aufgrund dieses Vorgehens und von DNA-Spuren liege nahe, dass der Erstangeklagte tatsächlich der Täter in allen fünf Fällen sei, so Grüner.

Hauptangeklagter ging laut Ermittlern stets auf ähnliche Weise vor

Der 26-jährige österreichische Hauptangeklagte ging, wie die Ermittler im Vorfeld der Verhandlung erklärt hatten, stets auf ähnliche Weise vor. Er marschierte maskiert in die Geldinstitute und bedrohte Bankmitarbeiter im Schalterbereich mit einer Schusswaffe. Schließlich forderte er auf Englisch die Herausgabe von Bargeld. Der Mann übte auch Gewalt aus, indem er Mitarbeiterinnen etwa aggressiv im Nacken- und Schulterbereich packte. Die Überfälle sollen blitzartig über die Bühne gegangen sein und nur zwischen 30 Sekunden und zweieinhalb Minuten gedauert haben. Bei einem Überfall, nämlich jenem am 20. März 2024 in Innsbruck, blieb es beim Versuch.

Hauptangeklagtem drohen bis zu 20 Jahre Haft

Sein 33-jähriger russischer Komplize soll zwei der Taten mit dem Erstangeklagten geplant, die Waffe in einem Fall übernommen und versteckt sowie in einem weiteren Fall in einem Fahrzeug in der Nähe des Tatorts auf den Erstangeklagten gewartet haben. Schließlich flüchtete er mit ihm. Dem 26-Jährigen droht im Falle einer Verurteilung durch das Geschworenengericht eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren, dem 33-Jährigen von bis zu 15 Jahren.

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen