„Klick-und-weg-Tourismus“ immer mehr in der Kritik

Gewerkschaft solidarisiert sich mit Protest-Bauern aus Gröden

Donnerstag, 10. Juli 2025 | 07:11 Uhr

Von: luk

Trient/Gröden – Die Gewerkschaft UILTuCS Trentino-Südtirol hat sich am Mittwochabend in einer Erklärung mit dem Bauern aus der Grödner Tal solidarisiert, der am Mittwoch mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte: Aus Protest gegen den Massentourismus hatte dieser ein Drehkreuz mit Eintrittsgebühr auf dem privaten Panoramaweg errichtet, der auf der Seceda zu einem beliebten Fotopunkt mit Blick auf die Geislerspitzen in den Dolomiten führt. Mittlerweile wurde die Aktion wieder aufgehoben.

Laut UILTuCS sei die Aktion weniger kommerziell motiviert, sondern vielmehr ein „nicht mehr zu überhörender Hilferuf“. Der Vorfall lenke den Blick auf die zunehmenden negativen Folgen des Overtourism in den Südtiroler Bergen: Umweltschäden, Vermüllung, Verlust an Lebensqualität und ein wachsendes Gefühl des Alleingelassenseins bei den lokalen Gemeinschaften seien seit Jahren ein Thema. Bislang gebe es aber kaum eine ausreichende politische Reaktion.

„Es ist inakzeptabel, dass Influencer, Reiseveranstalter und das institutionelle Tourismusmarketing die Berge als bloße Kulisse nutzen, während jene, die sich um Landschaft, Wege und Almen kümmern, leer ausgehen – ökonomisch wie gesellschaftlich“, erklärte Stefano Picchetti, Generalsekretär der UILTuCS.

Die Kritik der Gewerkschaft knüpft an die jüngsten Aussagen des Präsidenten des CAI Alto Adige, Carlo Alberto Zanella, an. Dieser hatte vor einem „Klick-und-weg-Tourismus“ gewarnt, der weder Reichtum fair verteile noch die Belastung für Natur und Bevölkerung mindere. „Wenn die Berge nur noch Fotohintergründe für soziale Medien sind, aber kein Raum mehr für Arbeit, Kultur und Respekt, dann ist das keine touristische Entwicklung mehr, sondern ästhetische Kolonisierung“, so Picchetti.

Die UILTuCS fordert daher eine politische und kulturelle Kehrtwende im Umgang mit dem Tourismus in den Bergen. Nötig seien:

klare Regeln zur Besucherlenkung,
mehr Umweltschutzmaßnahmen,
Aufwertung landwirtschaftlicher und handwerklicher Arbeit sowie mehr Mitsprache für lokale Akteure.
Als konkreten Schritt schlägt die Gewerkschaft die Einrichtung eines ständigen Dialogforums zum Thema Overtourism vor. Beteiligte sollten neben den Gewerkschaften auch alpine Vereine, Bauernvertreter, Umweltorganisationen, Gemeinden und Tourismusbetriebe sein.

„Die Berge dürfen nicht länger Renditeobjekt für wenige und Last für viele sein“, betont Picchetti. Nachhaltigkeit sei kein PR-Schlagwort, sondern ein tägliches Gleichgewicht aus Gerechtigkeit, Einsatz und Weitblick.

Bezirk: Salten/Schlern

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