Zahlreiche Hangrutschungen nach den starken Regenfällen

Hangrutsche als Hauptproblem bei Einsätzen in Südösterreich

Dienstag, 08. August 2023 | 17:01 Uhr

Von: apa

Die Feuerwehren in den Hochwassergebieten im Süden Österreichs fahren ihre Einsatzstärken herunter, meist war man mit Aufräumarbeiten beschäftigt, wie der Sprecher des steirischen Landesfeuerwehrverbandes, Thomas Meier, am Dienstag zur APA sagte. Was die Hangrutschungen in der Steiermark angeht, so habe sich hier die Lage stabilisiert, so Katastrophenschutzleiter Harald Eitner. Erdrutsche sorgen hingegen in Kärnten weiter für eine angespannte Situation.

Die Pegelstände der Flüsse in der Steiermark waren am Dienstag rückläufig, auch jener der Mur, der vor allem für die Anrainerstaaten Slowenien und Kroatien von Bedeutung ist. “Da sind wir mittlerweile überall safe”, sagte Eitner, der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, zur APA. Alle Pegel seien längst wieder im gelben Bereich, der mittlere von drei Bereichen.

Dienstagnachmittag wurden die Zivilschutzwarnungen in der Steiermark aufgehoben, doch Vorsicht sei weiterhin in den Bezirken Südoststeiermark, Leibnitz und Deutschlandsberg geboten. In einzelnen Regionen wurden sogenannte Katastrophensperrgebiete festgelegt. Das Betreten dieser Sperrgebiete und der Aufenthalt in ihnen ist verboten. Ausgenommen sind Organe der Behörden, Sachverständige, Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes, Angehörige der Organisationen des Katastrophenschutzes und Personen, die zur Gefahrenabwehr, Sicherung und Sanierung die Grundstücke betreten müssen.

Die meisten Schadensereignisse waren zu Wochenbeginn durch Hangrutschungen zu verzeichnen, so Eitner. Habe es aber am Montag noch Meldungen von neuen Rutschungen im Minutentakt gegeben, so sei die Lage nun stabil. Man habe über 400 registriert, die Zahl neuer Meldungen war deutlich am Zurückgehen. Man gleiche nun in Zusammenarbeit mit den drei betroffenen Bezirkshauptmannschaften Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark die Zahlen ab. Zur Stabilisierung von Hängen seien umfangreiche und aufwändige bauliche Maßnahmen nötig. Das würden private Firmen und das Bundesheer übernehmen können, etwa das Setzen von Piloten oder die Errichtung von sogenannten Krainerwänden.

Feuerwehrsprecher Meier zufolge waren am Dienstag noch 350 Feuerwehrleute von 35 Wehren im Einsatz. Katastrophenhilfsdienste (KHD) aus allen Bezirken haben im Süden ausgeholfen, rund 200.000 Sandsäcke wurden in der Feuerwehrzentrale im südsteirischen Lebring ausgegeben.

Deutlich entspannt hat sich mittlerweile die Hochwassersituation in Kärnten. Die höchsten Messwerte wurden entlang der Glan verzeichnet, das Wasser fließt nur langsam ab. Das Gleiche gilt für die Seewasserstände. Die Grundwasserstände blieben speziell in und um Klagenfurt sehr hoch. Angespannt ist die Situation auch, was die Erdrutsche angeht. Deshalb blieben alle Zivilschutzwarnungen vom Montag auch am Dienstag aufrecht, dutzende Häuser blieben evakuiert. Betroffen waren vor allem Gemeinden im Bezirk Völkermarkt. Für (den morgigen) Mittwoch wurden wieder ausgedehnte Wolkenfelder und am Nachmittag Gewitter vorhergesagt – diese könnten auch in den Unwettergebieten vom Wochenende niedergehen.

Noch große Folgen hat der Starkregen in der Klagenfurter Ostbucht des Wörthersees: “Die Strandbäder Klagenfurt und Loretto bleiben bis auf weiteres gesperrt”, hieß es am Dienstag von den Stadtwerken – eigentlich hätten die Bäder am Mittwoch wieder öffnen sollen. Am Dienstag waren aber noch die Parkplätze und Liegewiesen unter Wasser, wegen der Wassermassen war auch die Zufahrt zum Strandbad behördlich untersagt. Die nächste Lagebeurteilung erfolgt am Mittwoch, Voraussetzung für einen Badebetrieb ist aber das Sinken des Grundwasserspiegels und des Wasserpegels des Wörthersees. Und das kann dauern, wie es von Experten hieß.

Wegen eines Erdrutsches im Bereich der Ortschaft Gasteige wird es ab morgen, Mittwoch, bis zum kommenden Dienstag zwischen Friesach und Treibach-Althofen (Bezirk St. Veit) einen Schienenersatzverkehr mit Bussen geben. Ein Hang unter den Gleisen war in Bewegung geraten. Im Personennahverkehr gelten geänderte Abfahrtszeiten: Um die Anschlussverbindungen in Treibach-Althofen sicherzustellen, werden die Schienenersatzbusse ausgehend von Friesach zwölf Minuten vor der planmäßigen Abfahrt der Personennahverkehrszüge abfahren. Fernverkehrszüge sind nicht betroffen, teilten die ÖBB mit.

Leichte Entlastung war am Dienstag bei den Kärntner Feuerwehren bemerkbar. Die Zahl der Einsätze ging zwar zurück, allerdings blieb die Gefahr von Rutschungen und Muren aufrecht. So werden etwa im Bezirk Völkermarkt täglich neue Hangrutschungen gemeldet. Wegen Unwetterschäden wurde auch die Kabinenbahn auf die Petzen bis auf weiteres geschlossen. Nach und nach wurden bisher gesperrte Straßen freigegeben. So war laut Landesbehörden die B82 über den Seebergsattel wieder passierbar, der Grenzübergang über die österreichische Seite war wieder möglich.

Seit Beginn der Unwetter in der Nacht auf Freitag haben die Kärntner Feuerwehren mehr als 3.500 Einsätze bewältigt, mehr als 4.200 Feuerwehrleute standen im Einsatz – neben jenen aus den betroffenen Bezirken auch Mitglieder des Katastrophenschutz-Zuges aus Oberkärnten und Feuerwehrleute aus Niederösterreich, die mit Großpumpen angerückt waren.

In der Steiermark sind gesamt seit Freitag um 3.00 Uhr – dem Beginn der Unwetter und ihrer Auswirkungen – 12.450 Feuerwehrleute im Einsatz gestanden. Bei 2.782 Einsätzen wurde Ersthilfe und Unterstützung geleistet. Gesamt standen laut Landesfeuerwehrsprecher Meier 525 von 766 Wehren im Einsatz.

Das Bundesheer war mit rund 200 Soldaten in Kärnten und in der Steiermark gegen die Folgen der Hochwasser und Unwetter tätig. 70 Soldatinnen und Soldaten aus der Kaserne im südsteirischen Strass halfen in der vom Hochwasser besonders betroffenen Gemeinde Heimschuh beim Beseitigen von Geröll, Schutt und Schlamm. In Kärnten standen 130 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Dazu kam ein S-70 Black Hawk-Hubschrauber, der für die Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (Kelag) Strommasten in abgelegene Ortschaften fliegt. Damit soll die Stromversorgung in abgeschnittenen Ortschaften wieder hergestellt werden. Ein AB-212-Hubschrauber absolvierte Erkundungsflüge für Kärntner Krisenstäbe.

Zur Unterstützung Sloweniens stehen laut Verteidigungsministerium ab Mittwoch in enger Abstimmung mit der Krisenkoordination der slowenischen Streitkräfte ein Black Hawk und eine AB-212 von Klagenfurt aus zur Verfügung. Sie sollen Menschen von Hausdächern retten oder Lebensmittel in abgeschnittene Ortschaften fliegen.

Am Sonntag musste auch nördlich von Klagenfurt das erste Todesopfer der Hochwasserkatastrophe in Südösterreich beklagt werden. Ein Mann aus dem Bezirk St. Veit war am gesperrten Glanradweg zwischen Raggasaal und Karnburg unterwegs gewesen, als er vom Wasser in den Fluss gerissen wurde. Die Einsatzkräfte konnten ihn nur noch tot bergen.