Von: mk
Bozen – Petra Kranebitter, Zoologin im Naturmuseum in Bozen, erhält des Öfteren Anfragen wie diese: Ist das auf dem Foto eine Asiatische Riesenhornisse?
Einerseits kennt man auch in Südtirol die Probleme, die invasive Arten mit sich bringen. Andererseits hat die Asiatische Riesenhornisse einen äußerst schlechten Ruf: In Japan sterben jährlich im Schnitt 40 Menschen durch eine allergische Reaktion auf die Stiche der dort vorkommenden größten Unterart.
Die gute Nachricht zuerst: Auf dem Bild ist eine heimische Hornisse abgebildet. Trotzdem sollte man sich nicht zu früh freuen. Dass solche Killerhornissen aus Asien irgendwann auch bei uns vorkommen, halten Experten nicht für ausgeschlossen. „Würde ich auf einem Foto aus Südtirol eine Asiatische Riesenhornisse sehen, wäre ich nicht überrascht“, erklärt Kranebitter gegenüber Südtirol News.
Schuld daran ist der internationale Waren- und Reiseverkehr. Gerade Insekten gelingt es durch Verschleppung, sich über Kontinente hinweg auszubreiten.
Asiatische Hornisse bereits in Europa
Eine Art hatte bei uns damit bereits Erfolg: Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) – nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse – wurde 2004, vermutlich durch Warenverkehr, unbeabsichtigt nach Europa eingeschleppt – zunächst nach Frankreich. Seitdem breitet sie sich kontinuierlich in Europa aus, in Deutschland ist sie seit 2014 anzutreffen.
Die Art macht vor allem den Imkern Sorge, da die Asiatische Hornisse, anders als unsere heimische Hornisse, vermehrt Bienen als Nahrungsquelle nutzt. Unsere westliche Honigbiene – Apis mellifera – hat ein nur schwach ausgeprägtes Abwehrverhalten gegen die Asiatische Hornisse. Bisher ist allerdings noch nicht geklärt, welchen Einfluss die Asiatische Hornisse auf die heimische Fauna bzw. die Imkerei hat.
Dennoch wurde sie von der EU als gebietsfremde (invasive) Art eingestuft, deren weitere Verbreitung durch Entnahme aus der Natur möglichst gestoppt werden soll.
Problematisch dabei ist, dass die Asiatische Hornisse nicht so häufig im menschlichen Siedlungsbereich anzutreffen ist wie ihre europäische Verwandte. Da sie ihre Nester zudem insbesondere in Baumkronen baut, sind diese gerade im Sommer, wenn die Bäume belaubt sind, nur schwer zu entdecken, was eine Bekämpfung erschwert.
Asiatische Riesenhornisse schafft es in die USA
Die Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) kommt bisher offiziell nicht in Europa vor. Es gibt jedoch erste Hinweise, dass die Art 2019 nach Nordamerika eingeschleppt wurde. Die Hauptnahrung der Asiatischen Riesenhornisse besteht aus Käfern, deren harte Panzer sie mühelos mithilfe ihrer kräftigen Kiefermuskulatur knacken kann. Im Spätsommer, wenn Käfer knapp werden, stellt die Art ihr Nahrungsspektrum vermehrt auf kleinere Wespen- und Hornissenarten, aber auch Bienen um.
Die Asiatische Riesenhornisse geht dabei sehr systematisch vor und startet koordinieret Massenangriffe. Hat eine Späherin ein adäquates Nest gefunden, markiert sie es mit einem Duftstoff, der viele weitere Riesenhornissen anlockt. Einem solchen Angriff kann ein ganzes Volk zum Opfer fallen.
Die in Asien beheimatete Östliche Honigbiene (Apis cerana) hat jedoch eine recht erfolgreiche Abwehrstrategie gegen die Riesenhornisse entwickelt, die sogenannte „Hitzekugel“. Sobald die Bienen eine Hornissenspäherin entdecken, stürzen sich mehrere hundert Tiere auf sie und bilden eine dichte Kugel um die Hornisse.
Durch Muskelzittern erreichen die Bienen, dass die Temperatur im Inneren der Kugel schnell auf 47 Grad Celsius ansteigt. Während die Bienen kurzzeitig Temperaturen von bis zu 50 Grad aushalten können, stirbt die Hornisse bereits bei Temperaturen über 46 Grad ab. Unsere heimische Westliche Honigbiene kennt diese Taktik nicht, daher fürchten Imker ein Einschleppen der Asiatischen Riesenhornisse nach Europa.
Unterschiedliche Muster und Formen
Was die Form betrifft, fällt auf: Die Europäische Hornisse (Vespa crabo) erreicht sogar größere Ausmaße als die Asiatische Hornisse. Die Asiatische Riesenhornisse ist allerdings deutlich die größte Art und ihre Färbung wechselt eher ins Orange.
Die Fotos dieser einheimischen Hornisse stammen aus Rentsch in Bozen und wurden auf dem Schulhof der Grundschule Karl Wolff aufgenommen.
Aufgrund ihrer Größe hat die Europäische Hornisse in der Insektenwelt keine direkten Feinde. Dagegen können bei zu hoher Besiedlungsdichte konkurrierende Völker sich gegenseitig schädigen. Auch Vögel gehören zu den Feinden der Hornissen, die aber das Volk selber nicht direkt bedrohen, sondern nur Einzeltiere erbeuten können. Gelingt es dagegen Spitzmäusen, in die Nester einzudringen, kann dies je nach Volksstärke und Verteidigungsvermögen zur vollständigen Zerstörung des Nestes führen.
Die Hornisse kann durchaus ein wehrhaftes Tier sein, wenn es darum geht, ihr Nest zu verteidigen. Die Gefährdung für Menschen und deren Haustiere wird in aller Regel jedoch übertrieben und ist wesentlich geringer, als es im Volksmund heißt. Der Spruch „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen“ stimmt inhaltlich nicht.
Jagende oder sammelnde Hornissen, die sich nicht in der direkten Umgebung ihres Nestes befinden, stechen nur, wenn sie gequetscht werden. Sonst versuchen sie zu fliehen.