Psychiater konnten nicht helfen

Laura Perselli und Peter Neumair hatten Angst

Freitag, 19. März 2021 | 13:48 Uhr

Bozen – Nachdem Benno Neumair in Ulm nach einem Streit mit seiner damaligen Verlobten zusammengebrochen und drei Tage lang zwangseingewiesen worden war, haben ihn seine Eltern im vergangenen Sommer überzeugt, sich einer Psychotherapie zu unterziehen. Dies berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Der 30-Jährige, der sich derzeit in Bozen in U-Haft befindet, hat bekanntlich gestanden, zuerst seinen Vater Peter Neumair und dann auch seine Mutter Laura Perselli getötet zu haben. Anschließend hat er die Leichen in die Etsch geworfen. Ging man nach dem Verschwinden des Ehepaares am 4. Jänner zuerst von einem tragischen Unfall aus, verdichteten sich zunehmend die Hinweise auf ein Gewaltverbrechen.

Benno Neumair soll sich zunächst mit der Therapie einverstanden erklärt haben. Wegen der Corona-Krise ist der Termin allerdings auf September verschoben worden. Als es dann so weit war, änderte Benno Neumair plötzlich seine Meinung. Dies wird aufgrund einer Sprachnachricht deutlich, die Laura Perselli an eine Freundin geschickt hat. Drei Wochen zuvor war der 30-Jährige nach Bozen zurückgekommen.

Laura Perselli hat ihre Enttäuschung und ihre Angst auf der Sprachnachricht nicht verhehlt. Die Therapie hätte in Deutschland stattfinden sollen. Dort war eine paranoide Schizophrenie mit aggressiver Persönlichkeitsstörung festgestellt worden.

Die Eltern hatten offenbar Angst, da sie den psychischen Zustand ihres Sohnes als gefährlich einstuften. Wie berichtet, schlossen sie abends die Tür zu ihrem Schlafzimmer ab. Das Zusammenleben mit Benno Neumair beschrieb seine Mutter als „hart“. Messer seien versteckt worden. Trotzdem hatte sie offenbar Angst, dass auch Scheren oder andere spitze Gegenstände als Waffe eingesetzt werden könnten.

Psychiatrische Hilfe für ihren Sohn haben Laura Perselli und Peter Neumair damals nicht gefunden. Das Verhalten von Benno Neumair spiegelt auch seine widersprüchlichen Persönlichkeitszüge wider: Einerseits zeigte er sich extrem schutzbedürftig und kindlich, andererseits hegte er einen ausgesprochenen Körperkult und war wiederum extrem kaltblütig mit einer starken Neigung zur Lüge – als er etwa nach dem Tod seiner Eltern die Ermittler auf falsche Fährten schickte und auch seiner Schwester Madé nicht die Wahrheit sagte.

Seiner Schwester soll der 30-Jährige übrigens auch von einem „südländischen Mann“ erzählt haben, dem seine Eltern 6.000 Euro geliehen hätten. Benno Neumair soll versucht haben, seiner Schwester einzureden, dass die Eltern aus diesem Grund angegriffen und getötet worden sein könnten. Weil sie wusste, dass ihre Eltern niemals ihrem Sohn das Auto geliehen hätten, verlangte Madé Neumair auch eine Erklärung darüber, wie er damit nach Auer zu seiner Freundin fahren konnte. Auch in diesem Fall ist der 30-Jährige nicht mit der Wahrheit herausgerückt. Stattdessen soll er erklärt haben, dass die Mutter ihm die Erlaubnis ausnahmsweise erteilt habe.

Ein psychiatrisches Gutachten soll nun klären, ob er zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war. Während der Leichnam von Laura Perselli Anfang Februar aus der Etsch geborgen wurde, fehlt von Peter Neumair nach wie vor jede Spur.

Von: mk

Bezirk: Bozen