Gutachter sind sich uneins

Mordfall Huber: Gab es den geheimnisvollen Mann?

Samstag, 10. Dezember 2016 | 12:00 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – Im Auftrag der Staatsanwaltschaft von Bozen haben am Freitag die Gerichtsmediziner Federica Bortolotti (Uni Verona) und Guido Mazzoleni die Autopsie am Leichnam von Kurt Huber (71) durchgeführt. Die Verteidigung hat Pathologe Eduard Egarter Vigl zum Gutachter berufen.

Unterschiedliche Ansichten

Wie das Tagblatt Dolomiten berichtet, stellten sie fest, dass Huber durch acht Messerstiche in den Bauch getötet wurde. Uneins sind sich die Gutachter, ob eine Mordabsicht vorlag und ob es noch möglich sein wird, den exakten Todeszeitpunkt festzustellen.

Laut der Tatverdächtigen Dzenana Mangafic (56) sei ihr Ex-Mann am Sonntagnachmittag schon tot gewesen, als sie ihn gefunden habe. Laut Leichenbeschau am Tatort soll Huber mindestens sechs Stunden vor Untersuchung seines Leichnames gestorben sein – möglicherweise gegen 5.00 Uhr Früh.

Genaueres werde sich laut Einschätzung von Pathologe Egarter Vigl mit wissenschaftlichen Methoden nicht mehr feststellen lassen – aufgrund des zeitlichen Abstandes zwischen Todeszeitpunkt und Autopsie.

Die Gutachter der Anklage gehen hingegen aufgrund bestimmter Indikatoren bei der Untersuchung entnommener Körperflüssigkeiten davon aus, den Todeszeitpunkt ziemlich genau eingrenzen zu können.

Tatwaffe noch nicht gefunden

Huber wurde acht Mal in den Bauchbereich gestochen, und zwar mit einem spitz zulaufenden Messer mit einschneidiger Klinge, die rund drei bis 3,5 Zentimeter breit war – ein Küchenmesser also.

Bisher wurde die Tatwaffe noch nicht gefunden.

War es eine Affekthandlung?

Für Pathologe Egarter deutet die Art der Verletzungen und der Körperbereich, in dem sie sich befinden, eher auf eine entladene Aggression bzw. eine Affekthandlung hin als auf den Plan bzw. die Absicht, zu töten. Die Gutachter des Staatsanwaltes sehen dies anders; ihre Expertise soll in spätestens 60 Tagen vorliegen.

Tatverdächtige erneut verhört

Unterdessen hat Dzenana Mangafic gestern erneut rund vier Stunden lang vor dem Staatsanwalt ausgesagt. Dabei wiederholte sie ihre ursprünglich abgegebene Version der Abläufe:  Der Anblick ihres toten Ex-Mannes habe ihr einen derartigen Schock versetzt, dass sie die Nacht am Bahnhof verbracht habe. Erst am Montag habe sie einen Neffen ihres Ex-Mannes verständigt, der Alarm schlug. Gegen Mangafic wird zwar wegen Mordverdachts ermittelt, sie ist aber auf freiem Fuß.

Geheimnisvoller Mann

Wie ihre Anwälte Daniel Duregger und Andreas Tscholl erklären, werde die 56-Jährige alles tun, um den Täter zu finden. Aus freien Stücken habe sie dem Staatsanwalt ihre Reisedokumente ausgehändigt. Mangafic wiederholte auch, vor Auffindung des Leichnams einen schwarz gekleideten Mann vom Haus weglaufen gesehen zu haben.

Unterdessen will der Staatsanwalt den psychischen Zustand der Tatverdächtigen Dzenana Mangafic (56) abklären lassen.

Bezirk: Bozen

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