Von: APA/dpa
In der EU ist der Weg für ein Ende der Flüssigkeitsmengen-Begrenzung bei Flugreisen frei. Die Europäische Union hat Scanner zugelassen, die flüssige Sprengstoffe zuverlässig erkennen können und größere Flaschen im Handgepäck theoretisch erlauben, wie eine Sprecherin der EU-Kommission sagte. Alles Weitere sei nun Sache der Flughäfen.
Für Österreich bedeutet dies, dass in Wien-Schwechat die neuen Scanner schon bald – ab 2026 – ihren Betrieb aufnehmen werden. Auf den anderen heimischen Flughäfen wartet man eher ab, wie ein Rundruf der APA am Freitag ergab. Dabei wurde vielfach auf für die neuen Scanner notwendige Umbauarbeiten verwiesen, was auch erhebliche Investitionen mit sich bringe.
Beschaffungsprozess in Wien-Schwechat läuft
Auf dem Flughafen Wien in Schwechat läuft nach Angaben vom Freitag der Beschaffungsprozess für CT-Scanner, die flächendeckende Ausrollung in allen Terminals soll schrittweise im Laufe des Jahres 2026 erfolgen. In die Umstellung werden 25 Millionen Euro investiert. Dank der neuen Technologie müssen Flüssigkeiten und elektronische Geräte künftig nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden. “Welche Flüssigkeitsmengen im Handgepäck erlaubt sind, regelt weiterhin die EU”, teilte der Flughafen Wien mit.
In Salzburg kommt Umrüstung wohl mit Terminal-Neubau
Der Flughafen Salzburg wird die neuen Scanner hingegen zunächst nicht einführen. Grund dafür ist ein anstehendes Großprojekt: “Wir sind mitten in den Planungen für den Neubau des Terminals, der 2027 starten soll”, sagte Airport-Sprecher Alexander Klaus zur APA. “Es macht keinen Sinn, vor dem Umbau Platz für die Scanner zu schaffen.” Die Geräte seien zu groß, um später einfach von A nach B umgestellt zu werden. Die Einführung werde darum mit der Fertigstellung des neuen Terminals – geplant ist 2030 – passieren. Nachsatz: “Wir kennen bis jetzt weder die genauen Vorgaben der EU noch etwaige Übergangsfristen. Das müssen wir natürlich berücksichtigen.” Zugleich stelle sich auch die Frage, wie rasch die Hersteller die Bedürfnisse bedienen können. Allein in Europa gebe es rund 1.000 Flughäfen.
Grazer Flughafen evaluiert
Am Flughafen in Graz wird der Einsatz des Scanners evaluiert, allerdings sei bereits klar, dass dafür größere bauliche Maßnahmen bei der Sicherheitskontrolle getroffen werden müssten, sagte Geschäftsführer Jürgen Löschnig im APA-Gespräch am Freitag. Diese wären auch mit Kosten verbunden. Graz gilt im internationalen Vergleich als kleiner Flughafen. Daher seien die Check-in-Zeiten ohnehin sehr kurz, unterstrich Löschnig. Bis auf Weiteres gelte daher am Flughafen in Graz die 100-Milliliter-Regel.
Linzer Airport wartet auf Erfahrungswerte aus Wien-Schwechat
In Linz seien die neuartigen Scanner zwar ein Thema, man wolle aber als Regionalflughafen erst einmal abwarten, ob und welche Erfahrungen der Airport Wien mache und dann entscheiden, hieß es beim Flughafen Linz. Die Anschaffung der Geräte sei nicht nur teuer, sondern die großen Scanner würden auch bauliche Veränderungen bedeuten. Auch dort gelte daher vorerst die 100-Milliliter-Grenze für Flüssigkeiten im Handgepäck.
Innsbruck: große Investitionen notwendig
Beim Flughafen Innsbruck gab man sich vorerst noch etwas bedeckt. “Es ist noch viel zu früh, dazu etwas zu sagen”, erklärte Sprecherin Nicole Kehle gegenüber der APA. Sollte das Ganze aber wirklich zu einer dauerhaften Regelung werden, werde dies auch in Innsbruck “jedenfalls Thema sein.” Kehle verwies aber auch darauf, dass große Flughäfen solche Scanner zwar schon hätten, diese aber auch dort “nicht flächendeckend” zum Einsatz kommen würden, etwa in München. In diesem Zusammenhang spielte die Sprecherin auch auf die dafür nötigen “großen Investitionen” an, die die Anschaffung solcher Scanner mit sich bringen würden.
Klagenfurt will mittelfristig umrüsten
Mittelfristig sei eine diesbezügliche Umrüstung auch am Flughafen Klagenfurt vorgesehen. Das teilte eine Airport-Sprecherin auf APA-Anfrage mit.
Bitte warten in Deutschland
Auch in Deutschland dürfte das Ende der 100-Milliliter-Behälter-Regel noch etwas auf sich warten lassen, obwohl entsprechende Scanner längst vorhanden sind. Grund ist, dass es weiter auch alte Geräte gibt und Reisende bisher nicht im Voraus darüber informiert werden können, an welchem Scanner sie die Sicherheitskontrolle durchlaufen werden. Zudem fehlt an manchen neuen Geräten die richtige Software.
Damit wird dort vorerst weiter gelten, dass Fluggäste Flüssigkeiten nur in Behältern mit einem Volumen von bis zu 100 Millilitern mitnehmen dürfen – und diese in einem wiederverschließbaren transparenten Plastikbeutel mit einem maximalen Fassungsvolumen von bis zu einem Liter verpackt sein müssen.
Technik aus der Medizin bekannt
Die Technik für sogenannte CT-Scanner ist aus der Bildgebung in der Medizin wohlbekannt. Sie basieren auf der Computer-Tomographie. Passagiere, die selbst schon in einem CT gelegen sind, müssen aber keine Angst haben, dass die Sicherheitskontrolle pro Gepäckstück nun zehn Minuten oder noch länger dauert. Die 3D-Bildgebung ermöglicht durch das Auftreffen der Röntgenstrahlen aus vielen verschiedenen Winkeln auf das zu untersuchende Objekt nun sehr rasche Analysen von Geräten und Flüssigkeiten, die gegenüber den herkömmlichen 2D-Verfahren um vieles genauer sind.
Für Passagiere bedeutet dies: Elektronische Geräte müssen nicht mehr aus ihren Behältnissen entnommen werden, die 100-Milliliter-Regel ist außerdem zumindest in der Theorie obsolet. Darüber hinaus würden die CT-Scanner zu einer deutlichen Kapazitätserhöhung führen. Unter dem Strich sollten sich die Wartezeiten für Flugreisende verringern.
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