Von: mk
Bozen – Der gewaltsame Tod des Obdachlosen Jaroslav Kohl hat viele in Bozen erschüttert. Bekanntlich wird dem 21-jährigen Polen Adrian Zelech vorgeworfen, für die Tat verantwortlich zu sein. Der junge Mann soll auf den 50-Jährigen bei dessen Schlafplatz vor dem Waltherhaus mehrmals eingeschlagen haben, bevor sein Leichnam tags darauf von einem Passanten entdeckt wurde. Die Bluttat hat sich am 9. Jänner ereignet. Seit Freitag wiegt die Beweislast gegen Zelech schwerer, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Bisher hatte Zelech ausgesagt, dass alle anwesenden Obdachlosen an dem Abend viel getrunken hätten. Ob er Kohl verprügelt habe, wisse er nicht mehr. Falls der Streit derart eskaliert sei, habe er nicht bemerkt, dass Kohl dadurch tödliche Verletzungen davontragen könnte, erklärte der 21-Jährige.
Nun wurde durch eine DNS-Analyse bestätigt, dass sich das Blut des Opfers auf Zelechs Sweatshirt befand.
Zelechs Rolle in dem Fall hatte sich im Verlauf der Ermittlungen radikal gewandelt. Zuerst räumte er vor der Polizei als Zeuge ein, dass ein Streit aus dem Ruder gelaufen sei, zugeschlagen hätten jedoch andere. Gestritten worden sei aus Geldgründen.
Erst als auch die anderen Obdachlosen von der Polizei vernommen wurden, änderte sich das Bild und Zelech wurde vom Zeugen zum Hauptverdächtigen. Dann ist der 21-Jährige allerdings untergetaucht. Nachdem er per internationalem Haftbefehl gesucht worden war, wurde er am 8. Februar von der polnischen Polizei in einem Vorort von Warschau festgenommen und an Italien ausgeliefert. Seitdem sitzt er in Verona in Untersuchungshaft.
Beweise gegen Zelech bieten vor allem auf die Aufnahmen von Überwachungskameras, die zeigen, wie er sein Sweatshirt auszieht und dann mit Fäusten und Fußtritten auf Kohl losgeht.
Allerdings sind auf dem Video mehrere Obdachlose zu sehen, die sich immer wieder Kohl nähern, der bereits am Boden liegt. Auch sie sollen handgreiflich geworden sein. Deshalb ist nicht eindeutig belegbar, ob die Verletzungen, die zum Tod des 50-Jährigen führten, wirklich von Zelech verursacht wurden.
Entlastend auswirken könnte sich hingegen die Aussage einer Zeugin, die sich bei Zelechs Rechtsanwältin Christine Mussner gemeldet hat. Die Frau bestätigte auch später vor dem Staatsanwalt, dass sie gehört habe, wie sich die anderen Obdachlosen vor ihrer Zeugenaussage vor Richter Emilio Schönsberg „abgesprochen“ hätten, ja alle dasselbe auszusagen, berichtet das Tagblatt Dolomiten. Dies könnte bei den Ermittlern durchaus Zweifel an deren Ehrlichkeit wecken.
Die Vorwürfe gegen Zelech, der derzeit unter dringendem Mordverdacht steht, könnten möglicherweise auch in schwere Körperverletzung mit Todesfolge abgeschwächt werden, falls Zelech bei der Vorverhandlung wahrheitsgemäß aussagt und sich seine Schilderung mit den Ermittlungsergebnissen deckt.