Ausbilderkurs in Neumarkt

Plötzlicher Säuglingstod: 80 Prozent der Eltern kennen keine Notfallmaßnahmen

Samstag, 24. Februar 2018 | 15:57 Uhr

Neumarkt – Laut Schätzungen kennen 80 Prozent der Eltern keine Notfallmaßnahmen bei Neugeborenen. Neue Geburtsvorbereitungskurse sollen dies ändern. In diesen Tagen hat ein solcher Kurs in Neumarkt stattgefunden.

Dr. Burkhard Wermter

Seit einem Jahr lernen Hebammen und Eltern bei Geburtsvorbereitungskursen lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Neugeborenen und Säuglingen. Gezeigt wird unter anderem die Wiederbelebung von Neugeborenen – bis zu 20 Minuten lang. Im Ernstfall dient dies der Prävention des plötzlichen Säuglingstods.

Beim Thema der Einführung der Beikost werden hingegen Maßnahmen zur Entfernung von Fremdkörpern aus den Atemwegen gezeigt.

Auch wenn das Kind noch nicht geboren ist und andere Anliegen für die zukünftigen Eltern oft dringender sind, wird den Eltern eine Grundausbildung mitgegeben – ähnlich wie ein Airbag beim Auto, den man zwar nicht benutzen möchte, man aber trotzdem beruhigt ist, dass er vorhanden ist.

Die Verantwortlichen der Kurse hoffen, dass durch die Verbreitung von Kenntnissen es zu weniger Fällen von plötzlichem Kindstod kommt, in denen Eltern nicht wissen, was sie machen sollen, bis die Rettung eintrifft. Aber auch bei schneller Alarmierung und Eintreffen des Rettungsdienstes müssen die ersten fünf bis zehn Minuten mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen durch die Eltern überbrückt werden, weil sonst das Gehirn des Kindes unwiederbringlich geschädigt wird.

Zur Vertiefung der Kenntnisse werden nun intensivere zweistündige Internet- und Video-gestützte Kurse angeboten, die die lebensrettenden Sofortmaßnahmen vom Baby bis zu den Großeltern vermitteln, so dass auch Eltern mit wenig Zeit teilnehmen können (www.0-18.eu/FLS.html). Üblichweise behandelten solche Kurse für die Bevölkerung bzw. für das Gesundheitspersonal diese Thematik in acht bis 16 Stunden. Durch die neuen modernen Kurse wird eine größere Verbreitung wahrscheinlicher.

In Neumarkt hat in diesen Tagen ein Ausbilderkurs für Hebammen und für aktive Mütter in Eltern-Kind-Zentren stattgefunden. Eine Elterngruppe (Goccia Magica) ist auch aus dem Latium von den Castelli Romani gekommen.

Der Kurs wurde von der Hebamme Astrid Di Bella und Dr. Burkhard Wermter gehalten. Die Teilnehmer haben am Ende des Kurses nach Schweizer Qualitätsstandard ein Ausbilderzertifikat des Schweizer Rates (SRC Swiss Resuscitation Councils) für Wiederbelebung in Empfang nehmen können, Möglich ist dies durch das Südtiroler Zentrum PSRCS Pediatric Simulation Research Council Southtyrol, das mit dem Tessiner Zentrum in der Schweiz kooperiert.
Inzwischen ist der größte Teil der Südtiroler freiberuflichen Hebammen zertifiziert. Diesmal hat auch die erste Trentiner Hebamme an einem solchen Kurs teilgenommen.

Gerade im Säuglingsalter hängen Atmung und Ernährung eng zusammen, sodass das Lehren der lebensrettenden Sofortmaßnahmen gut mit der Unterweisung zum erfolgreichen Stillen und Einführung der Beikost kombinierbar war. Die Organisatoren der Kurse sind überzeugt: Besser ist es, immer wieder kurze Trainingseinheiten zu absolvieren, anstatt eher seltener einen langen Kurs zu besuchen. Auch amerikanische Studien belegen, dass dies effektiver ist.

Den großen Bogen zwischen (Notfall-)Versorgung von Neugeborenen, Stillen und Wissenschaft ab den 1960-er Jahren hat der ehemalige Primar der Trentiner Neonatologie geschlagen.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland