Hausarzt fordert personelle Konsequenzen

Positive Schnelltests: Schwerer Patzer beim Sanitätsbetrieb

Montag, 02. November 2020 | 09:33 Uhr

Bozen – Am Wochenende erhaschte die Öffentlichkeit einen Blick hinter die Abläufe des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Was dort zu sehen war, stimmte nicht positiv: Es geht um die telematischen Informationsflüsse von den Hausärzten zum Sanitätsbetrieb. Sie haben in den vergangenen zwei Wochen positive Antigen-Schnelltests ihrer Patienten an den Hygienedienst gemeldet, damit ein klärender PCR-Test gemacht werden kann.

Rund 1.300 Personen mit positivem Ergebnis wurden via Webportal des Sanitätsbetriebes gemeldet. Wie sich am 30. Oktober herausgestellt hatte, verliefen diese Meldungen aber ins Nichts, weil sie keinen dringenden Hinweis enthielten. Die Hausärzte hätten über eine zweite separate Meldung einen PCR-Test für ihre Patienten anfordern müssen. Darüber wurden sie aber erst am Wochenende aufgeklärt. Ab heute soll der Ablauf vereinfacht werden. Es sollen dann nicht mehr zwei Schritte nötig sein, um für die positiven Patienten einen PCR-Test anzufordern.

Auch wenn es nun passt, gibt es erhebliche Kritik bei den Hausärzten. Es ist von “schwerwiegenden Fehlern bei der Übermittlung von Personen mit positiven Schnelltests” die Rede. Folge dieses IT-Versagens sei, dass ein Großteil der fast 1.300 im Schnelltest positiv getesteten Bürger vermutlich vergeblich auf einen Anruf des bereits völlig überforderten Hygienedienstes warten bzw. gewartet haben. “Einem Hygienedienst, der höchstwahrscheinlich noch nicht einmal weiß, dass besagte Personen positiv getestet/gemeldet worden sind und daher für diese Personen auch keine PCR-Abstriche rechtzeitig planen konnte!”

Es werden auch personelle Konsequenzen gefordert. “Die zahlreichen Verzögerungen sind nicht durch die testenden und meldenden Ärzte oder das Personal des Hygienedienstes auf den unteren und mittleren Ebenen verursacht – welches ebenso wie wir bis zur Erschöpfung arbeitet – sondern durch eine inkompetente und ignorante Führungsriege beim Sanitätsbetrieb, Hygienedienst und den IT-Verantwortlichen”, so der Hausarzt.

Generaldirektor Florian Zerzer ist sich um die für den Sanitätsbetrieb nicht gerade ruhmreiche Geschichte bewusst. Man habe aber nun reagiert und künftig soll die Meldung vereinfacht werden und auch den richtigen Adressaten erreichen.

Kritik der STF

Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, zeigt sich fassungslos und schockiert von “der Unfähigkeit und Stümperhaftigkeit des Sanitätsbetriebes, welcher in den letzten Tagen fast 1.300 positive Corona-Tests einfach verschlampt und somit die Gesundheit der Südtiroler Bevölkerung fahrlässig gefährdet hat. Dieselbe unfähige Führungsriege rund um den Sanitätsdirektor, die bereits im Frühjahr mit dem China-Maskenskandal den Gesundheitsbetrieb an die Wand gefahren haben, stürzen das Land nun erneut ins völlige Chaos.”

“In den vergangenen Wochen wurden über die Südtiroler Hausärzte Antigen-Schnelltest durchgeführt. Positive Fälle mussten dem Sanitätsbetrieb über eine App gemeldet werden, um bei den Betroffenen einen PCR-Test durchzuführen. Nur, die Betroffenen wurden nie kontaktiert und die positiven Meldungen landeten im ‘Papierkorb’ des Sanitätsbetriebes. Durch diese ungeheuerliche Inkompetenz wurden potentiell Corona-Postive nicht nur in Unwissenheit gelassen, sondern auch andere Menschen der Gefahr einer Infektion durch diese Personen ausgesetzt. Wie lange will die Landesregierung dem inkompetenten Treiben des Sanitätsdirektors noch zusehen? Wir befinden uns in einer absoluten Krisensituation und können uns derartige Fehlgriffe nicht leisten! Angesichts solch chaotischer Zustände im Gesundheitswesen braucht es nicht Wunder nehmen, dass die Corona-Infektionen in Südtirol völlig außer Kontrolle geraten”, so Knoll.

Freiheitliche: „Skandal im Sanitätsbetrieb erfordert Konsequenzen“       

Die Freiheitlichen fordern personelle Konsequenzen rund um den Vorfall der nicht beachteten 1.261 positiven Schnelltests im Sanitätsbetrieb. Verschiedene Hausärzte hatten die Ergebnisse an den Sanitätsbetrieb weitergeleitet, doch aufgrund einer zusätzlichen Meldung, die notwendig gewesen wäre, blieben die positiven Schnelltest unbeachtet.

„Während sich die meisten Bürger bemühen die stets neuen Regeln zur Eindämmung des Coronavirus zu befolgen und einzuhalten, bleiben beim Sanitätsbetrieb knapp 1.300 positive Schnelltest unbemerkt. Das ist keine Peinlichkeit, das ist ein Skandal“, hält die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair in einer Aussendung fest.

„Die Schuld auf ein Computerprogramm abzuschieben ist zu wenig. Es braucht personelle Konsequenzen, denn so etwas kann und darf es nicht geben. Die 1.261 positiv getesteten Personen warteten umsonst auf einen PCR-Test, weil nicht nur ein positiver Test genügte, sondern zudem ein Abstrich noch eigens angefordert werden musste. Ein kompliziertes Prozedere in einer Krisensituation ist weder nachvollziehbar noch zielführend, wie der nun zutage gekommene Skandal zeigt. Die Verantwortlichen beim Sanitätsbetrieb haben versagt und die Betroffenen im Unklaren gelassen samt den damit zusammenhängenden Folgen. Dieser Skandal darf nicht unter den Tisch gekehrt werden und gehört zusammen mit allen Konsequenzen aufgeklärt“, so Ulli Mair.

„Die vergangenen Wochen waren von chaotischen Entscheidungen seitens der Landesregierung geprägt, welche nicht nur die Bürger und die Wirtschaft verunsicherten, sondern sich auch auf den Sanitätsbetrieb und seine Mitarbeiter auswirkten. Südtirols Patienten, aber auch die vielen professionellen und bemühten Pflegekräfte und Ärzte haben sich eine solch schlampige und unkoordinierte Verwaltungsspitze nicht verdient. Nach den Versäumnissen der Sanitätsspitze im Frühjahr bleibt nicht nur die Pandemie, sondern auch die interne Skandalwelle des Sanitätsbetriebs ungebrochen“, hält Parteiobmann Andreas Leiter Reber abschließend fest.

Von: luk

Bezirk: Bozen