Am Grödnerjoch geht die Stille der Berge verloren

PS-Wahnsinn in den Dolomiten – VIDEO

Mittwoch, 06. August 2025 | 10:05 Uhr

Von: luk

Grödnerjoch/Bozen – Immer öfter werden die Dolomitenpässe in der Nacht zur illegalen Rennstrecke. Jüngste Videoaufnahmen vom Grödnerjoch belegen erneut, wie PS-starke Fahrzeuge die Serpentinen mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen befahren. Mit hoher Geschwindigkeit, teils waghalsig, und ohne Rücksicht auf Anwohner, Natur oder Sicherheit wird die Passstraße regelrecht zweckentfremdet.

Der Bürgermeister von Corvara im Gadertal, Roman Crazzolara, hat ein am vergangenen Wochenende aufgenommenes Video geteilt und es an Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider weitergeleitet. „Das ist mittlerweile jede Nacht so“, schildert Crazzolara auch gegenüber der Zeitung Alto Adige.

Besonders in den Nachtstunden fühlten sich die Raser offenbar sicher vor Kontrollen. Erst vor wenigen Tagen war eine Gruppe belgischer “Autotouristen” in einen Unfall verwickelt gewesen. Sie alarmierten den Notruf, als ein Sportwagenfahrer aus der Gruppe beim Driften über die Straße hinausschoss.

Die Dolomitenpässe, darunter das Grödnerjoch, gelten offenbar in der Szene zunehmend als „perfekte Spielwiese“ für solche gefährliche Fahrmanöver. Dabei geht es laut Beobachtern nicht mehr nur um Fahrspaß, sondern um echte inoffizielle Wettkämpfe, auch mit Teilnehmern aus dem Ausland. Landesrat Alfreider sieht Handlungsbedarf und fordert mehr Kontrollen sowie Radaranlagen.

Der Unmut bei Einheimischen und Gästen ist jedenfalls groß. Die Dolomiten sind immerhin Teil des UNESCO-Welterbes. Neben dem nächtlichen Lärm in einem landschaftlich einzigartigen Gebiet sorgen die Rennen auch für ein erhöhtes Unfallrisiko.

Die Landesregierung fordert nun konkrete Maßnahmen. Neben einem verstärkten Polizeieinsatz sollen auch feste Radarkontrollen installiert werden – etwa 20 Geräte im Bereich zwischen dem Grödnerjoch und dem Gadertal sind im Gespräch.

Parallel laufen auf gesamtstaatlicher Ebene Gespräche zwischen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher und Verkehrsminister Matteo Salvini. Ziel ist es, den Schutzstatus der Dolomiten zu stärken und illegale Rennen gezielter zu bekämpfen.

Ein erstes politisches Treffen zur Regulierung des Verkehrs in den ladinischen Tälern ist bereits für die kommende Woche geplant.

Bezirk: Salten/Schlern

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