"Das wäre inhuman"

Sanitätsbetrieb will Obdachlose nicht vor die Tür setzen

Dienstag, 06. Februar 2018 | 10:49 Uhr

Bozen – Für manche Menschen ist es ein verstörender Anblick, wenn Obdachlose in der Ersten Hilfe eines Krankenhauses Unterschlupf suchen und dabei auch auf dem blanken Boden schlafen.

Im Bozner Spital geschieht dies in den Wintermonaten regelmäßig und schon seit Jahren, wie der Sanitätsbetrieb erklärt.

Erst kürzlich wurden wieder Bilder von schlafenden Menschen publik und es gab Beschwerden von Patienten.

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Der Sanitätsbetrieb versucht, zu beruhigen. Waltraud Vieider vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit erklärt gegenüber lokalen Medien, dass der Umstand zwar nicht erfreulich sei, gleichzeitig aber auch kein großes Problem darstelle.

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Die Obdachlosen würden nur in den Wintermonaten und dann auch nur nachts kommen, wenn ohnehin nicht viele Patienten in der Ersten Hilfe sind. Sie suchen einen Ort, um sich aufzuwärmen. Bislang sei noch nie ein schwerwiegender Vorfall geschehen. Bei problematischen Situationen reagiere das Personal immer sofort und auch vom hygienischen Gesichtspunkt her, gebe es keinen Grund zur Sorge. Die Raumpfleger seien immer gleich zur Stelle.

Man könne aber die bedürftigen Menschen, nicht einfach so rausschmeißen. Das wäre nicht human und löse letztlich das Problem auch nicht, so Vieider.

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„Verurteilen politische Instrumentalisierung von menschlichen Notsituationen!“

Die Direktion des Sanitätsbetriebes und des Gesundheitsbezirkes Bozen verurteilt die öffentlichkeitswirksame Instrumentalisierung von einigen Obdachlosen, die in den letzten Nächten in der Notaufnahme des Krankenhauses Bozen Zuflucht gesucht haben.

Aufgrund der kalten Temperaturen haben in den vergangenen Tagen wieder sieben bis zehnt Obdachlose in den Nachtstunden die Notaufnahme und andere öffentliche Bereiche des Krankenhauses Bozen aufgesucht, um Schutz vor Erfrierung und Krankheit zu erlangen. Dagegen demonstrierten gestern Abend rund 20 Mitglieder und Sympathisanten einer Partei im Wartebereich der Notaufnahme des Krankenhauses Bozen und verteilten Manifeste und Plakate.

Die Direktion des Gesundheitsbezirkes Bozen legt Wert auf die Feststellung, dass die Situation in der Notaufnahme nicht alarmierend ist. Umberto Tait: „Als Verantwortlicher des Bezirkes und auch als normaler Bürger bin ich der Meinung, dass wir hier eine gewisse Flexibilität walten lassen müssen, solange der ordnungsgemäße Ablauf der Notaufnahme nicht beeinträchtigt ist.“

Auch Generaldirektor Thomas Schael erinnert daran, dass im vergangenen Jahr, sobald die Temperaturen angestiegen sind, das Problem rasch gelöst wurde: „Der interne Ordnungsdienst ist angewiesen, die Situation genau im Auge zu behalten. Bei Verschlechterung werden wir rasch einschreiten. Als Sanitätsbetrieb verurteilen wir die politische Instrumentalisierung von menschlichen Notsituationen.“

Von: luk

Bezirk: Bozen