M5S und Lega haben auch in Südtirol zugelegt – ein Kommentar

Schlafloses Kopfzerbrechen bis zum Herbst

Donnerstag, 15. März 2018 | 09:28 Uhr

Bozen – Zehn Tage nach der Wahl senkt sich der Pulverdampf. Der Urnengang kennt viele Sieger und diesmal mit dem PD und den Grünen auch zwei eindeutige Verlierer.

Aber selbst manche Sieger, zu denen sich sogar Parteien zählen, die gar nicht teilgenommen haben, zählen, werden die nächsten Monate viele schlaflose Nächte zählen. Die SVP rühmt sich dank maßgeschneidertem Wahlgesetz, dem Abkommen mit dem PD und treuer Stammwähler die maximale Ausbeute von Parlamentariern erzielt zu haben. Aber gerade weil der PD italienweit untergegangen ist, werden den Edelweiß-Volksvertretern in Rom die Gesprächspartner fehlen. In der Freude der alten und neuen Abgeordneten und Senatoren geht auch unter, dass gegenüber 2013 die SVP viele Stimmen verloren hat.

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Freiheitliche und Süd-Tiroler Freiheit frohlocken über die gesunkene Wahlbeteiligung und die vielen weißen Stimmen, die laut ihrer Ansicht auf ihre „weiße Wahlempfehlung“ zurückzuführen seien. Insgeheim trauern sie aber einer verpassten Chance nach. Im Schlepptau der Lega hätte es vielleicht ein Vertreter der deutschen Opposition in die Ewige Stadt geschafft.

Die Sieger hingegen, die den ganzen Stiefel entlang abräumten, konnten auch in Südtirol kräftig zulegen. Bis in die tiefsten Täler hinein fuhren Lega und Fünf-Sterne-Bewegung Tausende von Stimmen ein. Gerade die Freiheitlichen und die Süd-Tiroler Freiheit, die genauso wie die SVP seit dem Rentenskandal die weiße Weste und die politische Jungfräulichkeit verloren haben, spüren die neuen Saubermänner von den “Fünf Sternen” und die harten Aufräumer der Lega im Nacken.

APA/APA (AFP)/PIERO CRUCIATTI

Parlamentswahlen und Landtagswahlen mögen zwei verschiedene Paar Schuhe sein. Sollte aber eine Reihe attraktiver Kandidaten zu den heimischen Ablegern der Lega und des M5S finden, könnte es im Herbst für die etablierten Parteien in Südtirol ein böses Erwachen geben. Man muss gar nicht weit blicken. Im benachbarten Trentino blieb am 4. März kein Stein mehr auf den anderen.

Schlaflose Monate liegen vor den vielen vermeintlichen „Siegern“.

Von: ka

Bezirk: Bozen